Berliner Forderungen : Und wenn die Taliban sich verweigern?
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Gibt sich moderat: Taliban-Sprecher Zabihullah Mujahid bei einer Pressekonferenz in Kabul am 6. September. Bild: AFP
Nach dem Sieg der Taliban droht in Afghanistan eine humanitäre Notlage. Da wird der Westen auf jeden Fall helfen. Weitere Zusammenarbeit ist zu Recht an Bedingungen geknüpft. Doch die neuen Machthaber verfügen über Erpressungspotential.
Die Taliban sind die Machthaber in einem Land, das sich nach Auffassung der Vereinten Nationen (und der Bundesregierung) in einer „humanitären Notlage“ befindet – dem deswegen geholfen werden soll. Und internationale Hilfe ist schon auf dem Weg; Anerkennung im völkerrechtlichen Sinne soll damit aber nicht verbunden sein. Bislang geben sich die Radikalislamisten vergleichsweise moderat. Aber was, wenn ihnen die Not der Leute gleichgültig ist oder wenn sie uneins sind über die „richtige“ Entwicklung? Humanitäre Hilfe wird schließlich in jedem Fall gewährt.
Zusammenarbeit, die darüber hinausginge, macht die Bundesregierung davon abhängig, dass die Taliban Bedingungen erfüllen, zum Beispiel Frauenrechte achten, eine inklusive Regierung bilden und verhindern, dass das Land zum „neuen Hort des Terrorismus“ wird. Schließlich will man sich nicht erpressen lassen; das Wort Erpressung geistert schon einige Tage durch die Welt. Die Berliner Forderungen sind legitim. Es wäre ja noch schöner, dass Deutschland ein Regime unterstützt, das Terroristen wieder einen Rückzugsraum bietet. Doch auch das klingt selbstverständlicher, als es vielleicht ist. Die Taliban, denen das Land faktisch überlassen wurde, können den deutschen Interessen schaden, indem sie sich einer Kooperation verweigern und deutschen Ortskräften die Ausreise verweigern; von neuen Flüchtlingsströmen ganz abgesehen. Dann wären wir wieder bei Erpressung.