Aufstand im Irak : Islamistische Rebellen erobern Tal Afar
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Irakische Freiwillige wollen die Sicherheitskräfte unterstützen Bild: AFP
Die Terrorgruppe Isis hat offenbar die irakische Stadt Tal Afar unter ihre Kontrolle gebracht. An anderer Stelle zwangen die irakische Armee und schiitische Milizen islamistische Kämpfer zum Rückzug.
Augenzeugen zufolge haben Extremisten der Terrorgruppe „Islamischer Staat im Irak und Syrien„ (Isis) offenbar die irakische Stadt Tal Afar eingenommen. Die sunnitischen Krieger hätten die Stadt im Nordwesten des Landes angegriffen und nach Kämpfen mit Sicherheitskräften unter ihre Kontrolle gebracht, berichteten Bewohner in Telefonaten am Sonntagabend.
Die Lage sei desaströs, es habe heftige Gefechte gegeben, sagten örtliche Behördenvertreter. Die meisten Familien seien in ihren Häusern gefangen, vielen Zivilisten drohe der Tod. Tal Afar liegt in der Grenzregion zu Syrien und hat mehr als 200.000 Bewohner.
Vormarsch zuletzt verlangsamt
Die radikalen Islamisten hatten in den vergangenen Tagen mehrere Städte im Norden eingenommen, doch hat sich der Vormarsch der Isis-Kämpfer auf die irakische Hauptstadt Bagdad am Wochenende verlangsamt. Bei einer Offensive der Armee sei es den Sicherheitskräften binnen 24 Stunden gelungen, 279 „Terroristen“ zu töten, sagte ein Sprecher von Ministerpräsident Nuri al Maliki am Sonntag.
Unterstützt wurden die Regierungseinheiten von schiitischen Milizen. Die mit Maliki verbündete Terrorgruppe Asaib Ahl al Haqs griff Stellungen von Isis-Kämpfern rund um die Stadt Samarra an. Dort versammelten sich am Sonntag Freiwillige für eine Offensive auf Takrit, die Geburtsstadt Saddam Husseins.
Der Mehdi-Armee des Schiitenführers Mutaqda al Sadr gelang es gemeinsam mit Regierungseinheiten, Isis aus der Gemeinde Al Mutasim zu vertreiben. An der wichtigen Verbindungsstraße zwischen Bagdad, Takrit und Mossul eroberte die Armee zudem die Kleinstadt Ishaqi zurück.
Extremisten veröffentlichen Horrorbilder
Unterdessen zeigten Isis-Extremisten auf Fotos im Internet Auspeitschungen, Erschießungen und Massengräber. In Bagdad wurden bei einem Selbstmordanschlag am Sonntag mindestens zehn Menschen getötet. Der Attentäter zündete nach Angaben von Polizisten und Ärzten der Nähe des Tahrir-Platzes im Zentrum der irakischen Hauptstadt eine Sprengstoffweste.
Als Reaktion auf die Eroberung der Provinzhauptstädte Mossul und Takrit durch Isis schickten die Vereinigten Staaten einen Flugzeugträger in den Persischen Golf. Außenminister Frank-Walter Steinmeier sagte der Zeitung „Welt am Sonntag“, Deutschland würde sich an einer Stabilisierung des Iraks allenfalls in geringem Umfang beteiligen. Eine Entsendung deutscher Soldaten schloss er aus.