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Anton Zeilinger : Der große Verschränker

Anton Zeilinger hinter seiner Apparatur an der Universität Wien Bild: Jacqueline Godany

Er gilt als einer der Pioniere der modernen Quantenphysik, seine Freilandexperimente sind legendär. Der frisch gekürte Physik-Nobelpreisträger Anton Zeilinger im Porträt.

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          Der Anruf aus Stockholm erreichte Anton Zeilinger gestern gut eine Stunde vor zwölf. „Ich bin noch geschockt, aber im positiven Sinn“, sagte der Wiener Quantenphysiker dann während der offiziellen Be­kanntgabe der diesjährigen Physiknobelpreises in der ehrwürdigen Königlichen Schwedischen Akademie der Wissenschaften am Telefon. Zeilinger schien tatsächlich überrascht über die Entscheidung, ihn zusammen mit dem Franzosen Alain Aspect und dem Amerikaner John Clauser mit dem höchsten wissenschaftlichen Preis zu ehren. Dabei galt er längst als heißer Kandidat. Denn wenn es um die Möglichkeiten und die Anwendungen der seltsam anmutenden Quantenphänomene geht, kommt man um den mittlerweile 77 Jahre alten Anton Zeilinger nicht herum.

          Manfred Lindinger
          Redakteur im Ressort „Natur und Wissenschaft“.

          Legendär sind Zeilingers zahlreichen Freilandexperimente, in denen er die Alltagstauglichkeit der Quantenphysik immer wieder auf die Probe gestellt hat – und das stets mit Bravour. So verschickte er mit seinen Kollegen quantenmechanisch verschlüsselte Banküberweisungen abhörsicher per Glasfaser vom Wiener Rathaus zu einer Bankfiliale. Dass man geheime Botschaften mit verschränkten Photonen sogar durch die Atmosphäre schicken kann, demonstrierten die Wiener Forscher zwischen den etwa 144 Kilometer Luftlinie voneinander entfernten Kanarischen Inseln La Palma und Teneriffa. Mit diesen und anderen Versuchen und den dafür erforderlichen Lasertechniken hat Zeilinger maßgeblich dazu beigetragen, dass weltweit am Ausbau von Quantennetzwerken – einem abhörsicheren Pendant des Internets – gearbeitet wird.

          Die Bodenstation am Observatorium Lustbühel in Graz tauscht mit dem chinesischen Quantensatelliten „Micius“ Lichtteilchen aus.
          Die Bodenstation am Observatorium Lustbühel in Graz tauscht mit dem chinesischen Quantensatelliten „Micius“ Lichtteilchen aus. : Bild: IQOQI

          Sein physikalisches Rüstzeug hat Zeilinger, der am 20. Mai 1945 in Ried am Inn geboren wurde und von 1963 bis 1971 in Wien Physik und Mathematik studierte, bei seinem Doktorvater, dem österreichischen Kernphysiker Helmut Rauch, erworben. 1990 wurde er als Professor an die Uni Innsbruck berufen und wechselte 1999 an die Universität Wien, wo er lange das Institut für Experimentalphysik leitete. Seine Studenten verwöhnte er jeden Mittwoch mit selbstgebackenem Apfelstrudel.

          Im Jahr 2003 gründete er gemeinsam mit namhaften Physikern von der Universität Innsbruck wie Rainer Blatt oder Peter Zoller das Institut für Quantenoptik und Quanteninformation (IQOQI) der Akademie der Wissenschaften. So verschaffte er der österreichischen Quantenphysik eine größere internationale Sichtbarkeit. Dank Zeilinger genießt die Quantenphysik „made in Austria“ weltweites An­se­hen. Mittlerweile interessiert sich Zeilinger wieder verstärkt für die philosophischen Aspekte der Quantenphysik, über die sich auch schon Albert Einstein und Niels Bohr die Köpfe zerbrachen.

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