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Amerikanische Gefangenenlager : Folter in Guantánamo?

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Hinter Gittern in Guantanamo

Hinter Gittern in Guantanamo Bild: AP

In dem amerikanischen Gefangenenlager auf dem Stützpunkt Guantánamo Bay auf Kuba sollen unkooperative Gefangene regelmäßig mißhandelt worden sein . Das berichtet die „New York Times“.

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          In dem amerikanischen Gefangenenlager auf dem Stützpunkt Guantanamo Bay auf Kuba sind unkooperative Gefangene einer Zeitung zufolge regelmäßig mißhandelt worden. Dies berichtete die „New York Times“ am Sonntag unter Berufung auf Wachleute des Lagers und Mitarbeiter der Geheimdienste.

          Das amerikanische Militär hat in der Vergangenheit lediglich von Einzelfällen dieser Art gesprochen, die keine gängige Praxis seien. Dem Blatt zufolge wurden unkooperative Gefangene bis auf die Unterwäsche ausgezogen und an Händen und Füßen gefesselt. Sie seien grellem Licht und lauter Musik ausgesetzt worden, während gleichzeitig die Klimaanlage voll aufgedreht worden sei.

          „Menschliche und professionelle“ Arbeit

          Dies sei über einen Zeitraum von bis zu 14 Stunden geschehen. Der Zeitung zufolge wollte sich das Verteidigungsministerium zu den Vorwürfen nicht äußern. Es habe in einer Erklärung darauf verwiesen, daß in Guantanamo „sichere, menschliche und professionelle“ Arbeit geleistet werde. Anfang des Jahres hatten Berichte über Misshandlungen von Irakern durch amerikanische Soldaten in dem bei Bagdad gelegenen Gefängnis Abu Ghraib international für Entsetzen gesorgt.

          In dem Lager auf Kuba halten die Vereinigten Staaten unter anderem mutmaßliche Moslem-Extremisten und Kämpfer der gestürzten Taliban-Regierung aus Afghanistan fest. Menschenrechtsgruppen haben die USA scharf wegen des Umgangs mit den Gefangenen kritisiert. Diese werden auf unbestimmte Zeit festgehalten und die meisten von ihnen ohne Anklage und ohne rechtliche Betreuung.

          Bewegung im Fall des Guantanamo-Häftling asu Bremen

          Trotz knapp dreijähriger Haft im amerikanischen Internierungslager Guantanamo Bay auf Kuba geht es dem in Bremen aufgewachsenen Türken Murat K. offenbar gut. Der 22-Jährige mache „sowohl körperlich als auch mental einen erstaunlich gesunden Eindruck“, sagte der New Yorker Anwalt Baher Azmy, am Wochenende dem „Spiegel“.

          Er hatte K. vergangene Woche erstmals besuchen dürfen; vier Tage lang konnte er den mutmaßlichen Islamisten für jeweils fünf bis sechs Stunden sprechen. Da die Indizien aus Sicht der Anwälte dünn scheinen, könnte nach ihrer Hoffnung eine Entlassung schon bald nach den amerikanischen Präsidentschaftswahlen Anfang November erfolgen.

          Bis zum Montag müsse die amerikanische Regierung die Haftgründe darlegen, teilte der Anwalt der Familie K. in Deutschland, Bernhard Docke, mit. Der in Bremen bei seiner Familie lebende Murat K. war im Oktober 2001 nach Pakistan gereist und später von den Amerikanern als angeblicher Taliban-Kämpfer gefangen genommen worden.

          Keine Kenntnis vom Irak-Krieg

          Anwalt Amzy zeigte sich erschüttert darüber, daß dem Gefangenen offenbar seit Jahren jegliche Information über die Außenwelt vorenthalten wurde und verglich dessen Lage mit der eines „modernen Robinson Crusoe“. So habe K. nicht einmal etwas über den Irak-Krieg gewußt. Was ihrem Mandanten überhaupt vorgeworfen wird, sollen die Anwälte zudem erstmals Anfang dieser Woche per Akteneinsicht erfahren.

          Der in Bremen bei seiner Familie lebende Murat K. war im Oktober 2001 nach Pakistan gereist und später von den Amerikanern als angeblicher Taliban-Kämpfer gefangen genommen worden. Im Juni dieses Jahres entschied der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten, daß Guantanamo-Häftlinge vor amerikanischen Gerichten gegen ihre Haft und ihre Behandlung klagen könnten. Daraufhin reichten die amerikanischen Anwälte von K. Klage vor dem Bundesbezirksgericht in Washington gegen die amerikanische Regierung ein.

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