
Der Frieden ist kein Naturzustand
- -Aktualisiert am
Am 1. September 1939 marschierten deutsche Truppen in Polen ein Bild: dpa
Achtzig Jahre, nachdem Hitler die Pforten der Hölle öffnete, gibt es in Europa Grund für Zufriedenheit – aber auch Anlass zur Sorge.
Wer junge Deutsche an einer Straßenkreuzung in Frankreich fragt, ob sie lieber einen Bunker der Maginot-Linie besichtigen oder einen McDonald’s aufsuchen wollen, braucht sich über die Antwort nicht zu wundern. Der Zweite Weltkrieg ist für die dritte und vierte nach ihm geborene Generation fast schon so tief in der Vergangenheit versunken wie der Dreißigjährige Krieg. Das Europa, das diese Generationen kennen, ist ein Paradies des Friedens, der Freiheit und des Wohlstands – verglichen jedenfalls mit dem Europa ihrer Großväter und Urgroßväter. Dass zwei europäische Kulturnationen sich vor acht Jahrzehnten mit mannsgroßen Granaten beschossen, wie sie im elsässischen Fort de Schoenenbourg dreißig Meter unter der Erde ausgestellt werden, ist für deutsche und französische Jugendliche eine ebenso groteske Vorstellung wie der damalige Wahn, eine „Herrenrasse“ brauche „Lebensraum“ im Osten.
Wer das als Geschichtsvergessenheit geißelt, läuft Risiko, sich diesem Vorwurf selbst auszusetzen. Denn dass Deutsche und Franzosen sich nicht mehr argwöhnisch als „Erbfeinde“ beäugen, ist nach dem 8. Mai 1945 nicht so unaufhaltsam vom Himmel gefallen wie zuvor sechs Jahre lang die Bomben. Jahrzehntelang haben Politiker und einfache Bürger daran gearbeitet, Verhältnisse in Europa zu schaffen und zu sichern, die unbekümmert genossen werden können. Den Frieden zur Selbstverständlichkeit zu machen war das überragende Ziel der europäischen Einigung. Es ist, trotz aller Krisen, erreicht worden.
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