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Plagiatsaffäre in Luxemburg : „Ich habe von links und rechts zusammengetragen“

Xavier Bettel im Oktober auf einem Treffen der EU-Staaten in Brüssel Bild: Reuters

Xavier Bettels erster öffentlicher Auftritt nach Bekanntwerden seiner Plagiate gerät zur Farce. Entschuldigen will er sich nicht. Leid tut ihm sein Verhalten aber schon.

  • -Aktualisiert am
          1 Min.

          Seine Plagiatsaffäre lässt den luxemburgischen Premierminister nicht los. Der Jurist Xavier Bettel hatte bei seiner Abschlussarbeit im französischen Nancy 96 Prozent des Textes abgeschrieben, ohne Quellen anzugeben. Die Universität prüft das Verhalten. „Falls ich dafür mitverantwortlich bin, dass die Glaubwürdigkeit der Politik gelitten hat, dann tut mir das leid“, sagte Bettel nun gegenüber der Presse. Eine Entschuldigung kam ihm aber nicht über die Lippen.

          Die Plagiate beschäftigen das Großherzogtum wider Erwarten intensiv. Sie schlagen sich auch in einer politischen Umfrage nieder. Im jüngsten Politmonitor, in dem Kompetenz und Sympathie abgefragt werden, büßte Bettel bei beiden Kriterien deutlich ein. Er behauptet sich trotzdem auf dem dritten Platz der Liste. „Ich habe nicht probiert zu fuddeln oder zu tricksen“, sagte der liberale Politiker. Entsprechende Vorwürfe würden ihm „weh tun“.

          Plagiate waren in Nancy „weit verbreitet“

          Allerdings sind die Vorwürfe berechtigt – das Magazin Reporter.lu hatte die Tricksereien belegt und von unabhängigen Experten bestätigen lassen. Bettel verweist auf seinen eigenen Professor von damals, der kein Fehlverhalten erkennen will. Das wiederum erscheint nicht unverständlich; schließlich wäre es auch ein Fehlverhalten des Betreuers selbst.

          „Es war keine Glanzarbeit“, räumte Bettel ein: „Ich habe eine Reihe von Punkten von links und rechts zusammengetragen.“ Das allein ist indes nicht verwerflich. Verwerflich aber ist, nicht mitzuteilen, dass, und woher, man die Punkte zusammengetragen hat. Die luxemburgische Zeitung Tageblatt berichtete unterdessen, dass Plagiate in Bettels damaligem Dunstkreis verbreitet gewesen seien. Ein früherer Student berichtete, dass von 25 Studenten 20 plagiierten. „Wir halfen uns gegenseitig. Plagiate waren sehr verbreitet.“

          Vier Prozent von Bettels Arbeit sind nicht plagiiert. Das hatte man schnell feststellen können. In diesem Teil gibt es nämlich „ziemlich grobe Rechtschreibfehler“, wie ein Experte im luxemburgischen Radio darlegte. Die plagiierten Passagen dagegen waren, kaum verwunderlich, frei von Rechtschreibfehlern. Bettels Freunde sprechen inzwischen von einer „Unschuldsvermutung“, die gelte, bis die Universität ihre Prüfung abgeschlossen habe. Das aber ist falsch. Die Unschuldsvermutung gibt es nur im Strafrecht, nicht in der Wissenschaft. Auch diese Kategorienverwirrung hilft Bettel, das Thema auszusitzen. Als das Tageblatt jüngst Studenten der Universität Luxemburg zum Verhalten ihres Premierministers befragte, erhielt es unter anderem diese Reaktion: „Da fühlt man sich schon ein wenig verarscht.“

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