Das deutsche Bildungssystem muss seine Selbstblockade lösen
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Komplexes System: Blick durch ein Atommodell im Chemieunterricht eines Gymnasiums in Frankfurt/Oder Bild: dpa
Veränderungen im Schulsystem werden oft nicht zu Ende gedacht. Denn Schule ist nicht nur Unterricht, sondern auch beziehungs- und sinnstiftender Sozialraum für Kinder und Jugendliche. Ein Gastbeitrag.
Um vermeintliche Veränderungsblockaden von Schulen aufzulösen, wie Stefan Kühl sie in seinem Text beschreibt, bedarf es mehr als anekdotischer Evidenz. Es bedarf vor allem einer tiefgründigen Analyse von Wirkung und Wechselwirkung eines überkomplexen Bildungssystems. Überkomplex, weil sehr umfassend und detailreich in Landesverfassungen, Schulgesetzen, Rechtsverordnungen, Erlassen rechtlich bestimmt und geregelt, überkomplex, weil von zahlreichen Protagonisten mitbestimmt: Bildungswissenschaft, Ministerien, Fraktionen in den Landtagen, Gewerkschaften, Personalräten, Eltern- und Schülervereinigungen. Um nicht missverstanden zu werden, das Bildungssystem erfüllt seine Aufgabe. Aber es blockiert sich selbst.
Schule ist aber nicht nur Unterricht. Schule ist beziehungs- und sinnstiftender Sozialraum. Daher ist die Grundannahme, dass Veränderung von Schule nur über den Unterricht zu erreichen ist, eine erhebliche Komplexitätsreduktion. Gute Schule ist mehr als guter Unterricht. Das Verständnis von Wirkungen und Wechselwirkungen im Bildungssystem – aber auch darüber hinaus – ist aus meiner Sicht essenziell, um Veränderungsprozesse von Schulen für die unmittelbar Betroffenen positiv erlebbar zu gestalten.
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