Traumziele mit Schattenseiten
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Wie spät ist es noch gleich daheim? Eine Workation in einer anderen Zeitzone kann den Biorhythmus aus dem Takt bringen. Bild: Hannah Aders
Virtuell arbeiten aus Florida, Hawaii oder Bali klingt gut und ist spätestens seit Corona möglich. Manchmal aber ist es viel anstrengender als gedacht. Auf dem Weg zum Traum-Office gibt es viele Hürden.
Morgens um 3 Uhr früh direkt von der Bettkante ins virtuelle Kundengespräch – ohne Kaffee wäre das nicht gegangen: Einen Teil des Frühlings hat Mark Bartels in Florida verbracht, vier Wochen „Sunshine State“, nur eine davon war angemeldeter Urlaub. Der Aufenthalt hat den Biorhythmus des Unternehmensberaters so richtig aus dem Takt gebracht, dennoch ist er überzeugt, dass sein Kunde nichts von der Distanz und Zeitverschiebung mitbekommen hat: „Es war ganz praktisch, dass wir in unserem Projekt selten die Kamera anhaben“, sagt Bartels, der eigentlich anders heißt, aber nicht möchte, dass seine „Workation“ im Nachhinein noch Staub aufwirbelt. Zwar hatte er mit seiner Chefin und dem Projektleiter abgestimmt, dass er eine Zeit lang mobil aus dem Ausland arbeiten würde, aber der Kunde und die Personalabteilung blieben außen vor. „Ich bin mir nicht sicher, ob das durchgewunken worden wäre: Es gibt da Probleme mit dem Arbeitsrecht, auch steuerlich, und mit der Versicherung“, sagt Bartels.
Workation heißt es neudeutsch, wenn Arbeitnehmer das mobile Arbeiten wörtlich nehmen und das Homeoffice gegen die Strandterrasse am anderen Ende der Welt tauschen, häufig im Anschluss an oder vor ihrem Urlaub. Die Zeitverschiebung ist dabei nur ein Stolperstein, den es zu bedenken gilt. Ein weiterer ist die Ausstattung: Schnelles Internet versteht sich von selbst, aber wer mit vielen Daten, Tabellen und Dokumenten gleichzeitig arbeitet, wird am Laptop ohne zusätzlichen Bildschirm auf Dauer nicht glücklich. Einen ordentlichen Tisch und Bürostuhl braucht es ebenfalls für längerfristiges Arbeiten; in heißen Ländern zudem eine Klimaanlage oder immerhin ein schattiges Plätzchen. „Auch der Datenschutz ist eine Herausforderung und muss im Ausland sichergestellt werden“, ergänzt Professor Florian Kunze. Der Konstanzer Organisationsforscher begleitet seit der Pandemie Arbeitnehmer, die zumindest zeitweise im Homeoffice oder mobil gearbeitet haben: „34 Prozent der Befragten sagen, dass es in ihrer Arbeitskonstellation theoretisch möglich wäre, vom Ausland aus zu arbeiten“, berichtet er.
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