Kolumne „Nine to five“ : Überall Flaschen
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Muss im Arbeitsalltag immer dabei sein: die Trinkflasche Bild: dpa
Wird die Stadt jetzt zur Wüste? Oder warum sonst tragen all die Menschen auf dem Weg zur Arbeit Wasserflaschen mit sich herum? Warum stehen sie auf allen Schreibtischen und in jeder Konferenz? Die Bürokolumne „Nine to five“.
Schon wieder dieses Gefühl gehabt: Der Klimawandel muss ganz nah sein, und Frankfurt wird zur Wüste. Oder die Stadt ist schon eine, wir haben es nur noch nicht gemerkt. Überall auf dem Weg zur Arbeit, ob in der U-Bahn oder auf Bürgersteigen, sind Wasserflaschen zu sehen. In den Fächern von Rucksäcken, halb versunken in Jackentaschen, in den Händen vorbeieilender Angestellter, die sie fest umklammern.
Auch auf vielen Schreibtischen im Büro, in Konferenzen, überall Flaschen. Man fragt sich, ob dem eigenen Flüssigkeitshaushalt mehr Aufmerksamkeit guttäte, ob es leichtsinnig, vielleicht sogar gefährlich ist, ohne Wasserration aus dem Haus zu gehen. Seltsam, wo dieser große Durst herkommt. Als gäbe es in ganz Frankfurt keine Gelegenheit, schnell an Wasser zu kommen. Die Leute sehen aus, als müssten sie im Hochsommer zur Mittagszeit eine Savanne durchqueren, nicht etwa eine Großstadt im Vorfrühling.
Es heißt zwar, dass der Mensch gar nicht genug Wasser trinken könne, drei Liter täglich mindestens, dass Wasser gesund halte, sogar schön mache. Aber warum diese Vorratshaltung unterwegs, wo es doch Kioske gibt, Supermärkte, Mensen, Kantinen, Büroküchen und so weiter?
Immer mehr Farben und Gimmicks
Es ist eine wahre Wasserflaschenindustrie entstanden, mit immer attraktiveren Modellen und Farben und mit netten Gimmicks. Trinkschläuchen zum Beispiel. Aber vielleicht ist das alles auch ein großer Fake. In den Flaschen ist gar kein Wasser, sondern nur Luft. Sieht ja keiner.
Ein Accessoire, das nach Wildnis aussieht, nach Überlebenswillen, Cleverness, guter Planung. Das muss es sein, denn wer schleppt schon ohne Not literweise Wasser durch die Gegend? Hätten wir auch früher drauf kommen können.