„Es geht uns nicht um Synergien“
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Umbaumeister: Mitgesellschafter Jan Rinnert hat aus Heraeus eine Holding mit alles in allem zwanzig eigenständigen Einheiten gemacht. Bild: Maximilian von Lachner
Im Alter von fast 400 Jahren erfindet sich das Technologieunternehmen Heraeus neu. Komplexität sei kein Problem, sagt der Chef – trotz jeder Menge Beteiligungen und Standorte. Der Zustand Europas und Deutschlands schon.
Das Herz der Gruppe schlägt noch immer in Hanau, wo im Oktober 1660 der Apotheker Isaac Heraeus eine Apotheke übernahm. Mit dieser Entscheidung und der Gründung seiner eigenen Apotheke wenige Jahre später hatte der Vorfahr schon etwas von jener DNA, die nach den Worten seines späten Nachfolgers noch heute den global aktiven Technologiekonzern bestimmt. Schon das Wort Konzern gefällt Jan Rinnert daher gar nicht. Der Mitgesellschafter und Vorsitzende der Heraeus Holding legt Wert darauf, dass man ein Familien- und Technologieunternehmen sei. „Wir haben als Familienunternehmen die Freiheit, unser unternehmerisches Engagement so zu gestalten, dass es langfristig Bestand hat“, grenzt er sich von Konzernen mit anonymen Anteilseignern mit einer kurzfristigen Wachstumsstrategie ab. Diese Freiheit sei Teil der Familien-DNA. Es gehe seit jeher um Langfristigkeit, um Begeisterung für Technologien und Innovationen sowie Offenheit für die Globalisierung.
Mit beharrender Tradition habe das nichts zu tun. Gerade Rinnert hat seit 2015 das Unternehmen stark umgebaut. Aus einer Managementholding mit sechs Geschäftsbereichen ist eine Entwicklungsholding geworden, die zwanzig eigenständige Geschäftseinheiten führt. „Jede unserer Beteiligungen hat ein eigenes Geschäftsmodell, verfolgt eigene Ziele und ist mit eigenen Technologien am Markt vertreten“, sagt er. Das Spektrum der Beteiligungen ist breit gestreut. Es reicht von der traditionell mit Heraeus in Verbindung gebrachten Verarbeitung von Edelmetallen über die Herstellung von Knochenzement, das Recycling von PET-Kunststoffflaschen oder die Herstellung von Speziallampen im Wellenbereich Ultraviolett bis Infrarot bis zu Quarzglas für die Halbleiterindustrie und die Weltraumfahrt oder Kohlenstoffadditive zur Verbesserung der in Elektroautos so wichtigen Lithium-Ionen-Batterien. Neben Umsatzmilliardären wie im Edelmetallgeschäft stehen Start-ups wie beim Recycling von alten Seltenerdmagneten.
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