Kolumne „Uni live“ : Ja sagen im Studium
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Eine Eheschließung verbinden viele Menschen mit Sicherheit, Nachwuchsplanung und Sesshaftwerdung. Die Studienzeit ist oft vom Gegenteil geprägt. Ist es trotzdem sinnvoll, während des Studiums zu heiraten?
Sollte man während des Studiums heiraten? Auf den ersten Blick gibt es viele Gründe, die dagegen sprechen. Gerade Eltern und Großeltern bringen gern folgende Argumente: Eine Hochzeit ist eine große Lebensentscheidung, die man nicht leichtfertig treffen sollte. Wenn man heiratet, bindet man sich rechtlich ein Leben lang an seinen Ehepartner und verpflichtet sich, für ihn zu sorgen. Deshalb ist es wichtig, finanziell auf eigenen Füßen zu stehen. Traditionell gesehen soll die Ehe auch dem Zweck der Familiengründung dienen, weshalb früher oder später Kinder vom Ehepaar erwartet werden. Im Studium zu heiraten, ist deshalb aus Sicht vieler Menschen ein zu früher Zeitpunkt für einen so wichtigen Schritt im Leben.
Auch aus studentischer Perspektive gibt es Aspekte, die dagegen sprechen könnten. Die Entscheidung, sich für den Rest seines Lebens an einen einzigen Partner zu binden, wirkt auf viele erst einmal beklemmend. Gerade im Studium als einer Zeit, in der man sich ausprobieren will, kann der Gedanke an eine Hochzeit Angst machen, etwas Wichtiges im Liebes- oder Studentenleben zu verpassen. Eine Ehe während des Studiums einzugehen, kann ziemlich spießig wirken. Und selbst, wenn man selbst ganz fest entschlossen ist, trotzdem schon heiraten zu wollen, kann es vorkommen, dass man für seine Entscheidung bei der eigenen Familie oder den Freunden keinen Rückhalt findet.
Warum nicht das Studentenleben genießen und die Zukunftsplanung auf später verschieben? In diese Richtung scheinen die meisten jungen deutschen Akademiker-Paare zu denken, denn der Trend bewegt sich seit Jahrzehnten dahingehend, erst in den Dreißigern zu heiraten, wenn das Studium abgeschlossen und die Karriere im besten Fall schon in Schwung gekommen ist. Grafiken des Statistikportals Statista, zeigen, dass das Heiratsalter von Paaren seit 1991 stetig ansteigt: Waren Frauen 1991 bei der Eheschließung im Schnitt noch durchschnittlich 26,1 Jahre alt, waren es 2020 schon 32,1 Jahre; der Durchschnitt bei Männern hat sich von 28,5 auf 34,6 Jahre erhöht. Erst mit über Dreißig zu heiraten, ist also ganz normal. Sich in Anbetracht all dieser Argumente dennoch für eine Hochzeit während des Studiums zu entscheiden, scheint unsinnig.
Mut und Halt
Ich habe mich trotzdem dazu entschlossen – denn es gibt auch viele gute Gründe, die für eine Hochzeit während der Studienzeit sprechen können. Mein Mann und ich haben uns nach vier Jahren Beziehung für die Ehe entschieden, obwohl wir grob gesehen keine der sozialen Erwartungen an eine Hochzeit erfüllen: Wir befinden uns immer noch im Studium, haben kein hohes Einkommen und planen erst einmal keine Kinder. Wir wollen auch nicht sesshaft werden, sondern viel reisen und für ein Jahr nach Japan ziehen. Heiraten wollten wir trotzdem schon während des Studiums, weil es uns persönlich viel bedeutet. Irgendwann dachten wir einfach: Wozu eigentlich warten, wenn wir uns sowieso sicher sind?