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Start-ups im Porträt : Grün, so grün

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Kautschuk anbauen ganz ohne Chemikalien? Das Team von Einhorn in Berlin testet derzeit, ob das möglich ist. Bild: beStock/JEERAGONE INRUT

Die Anzahl an Start-ups mit Nachhaltigkeitsfokus ist groß. Von coolen Produkten bis hin zu energiesparenden Technologien. Wir stellen vier Jungunternehmen vor.

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          Selo: Faire Kaffeelimo

          Einen Job mit Sinn suchte Stella Deppe nach ihrem Bachelorstudium in Philosophy/Economics und dem Master in Development-Studies in Bayreuth. Eineinhalb Jahre arbeitete sie in der Entwicklungszusammenarbeit in Nicaragua und stellte dabei fest: „Es ist schwierig, etwas zu bewegen. Und dann dachte ich, Veränderungen lassen sich wohl marktbasiert eher durchsetzen.“ Nach einem Zwischenstopp in London arbeitet sie nun seit Anfang 2017 bei Selo Green Coffee in Berlin. Damals hatte die Gründerin Laura Zumbaum gerade eine Sales-Manager-Stelle ausgeschrieben. Das war genau das, was die 29-Jährige sich vorgestellt hatte: die Atmosphäre eines „klassischen“ Start-ups mit flachen Hierarchien, flexiblen Arbeitszeiten und hoher Vertrauensbasis – und dabei vor allem etwas voranbringen. Nachdem das ursprüngliche Zutatenrezept für die kaffeehaltige Selo-Limo im vergangenen Jahr kurzfristig vom Markt genommen werden musste, hat das vierköpfige Selo-Team innerhalb eines Jahres eine neue Rezeptur entwickelt. Statt auf Basis der Kaffeekirsche entsteht die Limo nun auf Basis von grünem Kaffee. Gerade gewann Selo damit den „Rewe Startup Award“.

          Flache Hierarchien, flexible Arbeitszeiten und eine hohe Vertrauensbasis - das schätzt das Team bei Selo.
          Flache Hierarchien, flexible Arbeitszeiten und eine hohe Vertrauensbasis - das schätzt das Team bei Selo. : Bild: Bild 3

          Und die Arbeit selbst? „Viel Vertriebsarbeit, aber vor allem ein Herzensprojekt. Denn es geht ja um Entwicklungsarbeit“, sagt Deppe. Die Richtlinien der Produktion – vom Anbau bis in die Flasche – sind durch die enge Zusammenarbeit mit den kolumbianischen Kaffeebauern komplett transparent. Nicht nur beim Kaffee, auch bei allen weiteren Zutaten ist alles zu 100 Prozent Bio. Pro Kilo Kaffee fließt Geld zurück in die qualitätsfördernden Strukturen der südamerikanischen Kooperative. Außerdem geht zusätzlich ein Prozent des Umsatzes in ebendiese Entwicklungsprojekte. Ein Konto bei der GLS-Bank und Strom von einem Ökostromanbieter verstehen sich von selbst. Aktuell sucht Selo zwar keine festen Mitarbeiter, qualifizierte und motivierte Mitstreiter dürfen aber gern jederzeit Kontakt aufnehmen. Praktika etwa bietet das junge Unternehmen aus Berlin immer wieder an.

          Einhorn: Transparenz bei der Kondomproduktion

          Die Vision des Kondomherstellers Einhorn Products lässt sich mit einem Wort auf den Punkt bringen: Fairstainability. Soll heißen: fair und sustained, also fair und nachhaltig. Es geht nach Angaben des Mitgründers Philip Siefer vor allem darum, die Reise zu mehr Fairness transparent zu begleiten und somit immer nachhaltiger zu werden. Was das im Fall von Kondomen bedeutet? Auf der Partnerplantage in Malaysia wird gerade getestet, inwieweit Kautschuk ganz ohne Chemikalien angebaut werden kann und welche lokalen Pflanzenarten sich für eine Aufforstung eignen. Der CO2-Verbrauch soll entlang der Wertschöpfungskette weiter verringert und die Arbeitsbedingungen fairer werden. Gerade arbeite man an einem Reinvestitionsmodell, um die Kautschukarbeiter konstant zu unterstützen. Doch nicht nur vor Ort in den Anbaugebieten, sondern auch in Deutschland spielt die Zufriedenheit der Mitarbeiter eine wichtige Rolle. Und damit haben die Gründer Schlagzeilen gemacht: Über Urlaub entscheidet jeder selbst, auch über das Gehalt dürfen die Mitarbeiter selbst bestimmen.

          Klingt toll? Aktuell sucht das 20-köpfige Team zwar nicht händeringend nach neuen Mitarbeitern. Wer allerdings eine coole Bewerbung schickt – warum nicht auch über Instagram – und klarmacht, weshalb er das Unternehmen mit seinen Ideen unbedingt voranbringen kann, sollte sich nicht aufhalten lassen. „Wir gehen mit Bewerbern immer essen – und quatschen. Die wichtigste Frage für uns: Was würdest du machen, wenn du zehn Millionen Euro hättest?“, so Siefer. Wer dann vor Ideen sprüht, hat schon ziemlich viel richtig gemacht. Wie in allen jungen Unternehmen gilt auch bei den Berlinern: Alle Mitarbeiter arbeiten extrem selbständig, und die Arbeitszeiten werden sehr flexibel gehandhabt. Vor allem geht es bei allen Kreativen darum, neue Ideen zu entwickeln, um das Unternehmen weiter aufzubauen.

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