Gehaltsstudie : Männer verdienen nicht viel mehr - sie haben die besseren Jobs
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Er Chef, sie einfache Angestellte: Dieses Bild gibt es in Unternehmen in Deutschland noch sehr häufig. Bild: picture alliance / dpa Themendie
Frauen in Deutschland werden schlechter bezahlt als Männer, das ist bekannt. Doch warum? Sind die Chefs einfach ungerecht, wenn sie Gehälter aushandeln? Nein, sagt eine aktuelle Studie.
Frauen in Deutschland verdienen viel weniger als Männer. Dass dieser Satz noch immer Gültigkeit hat, darüber sind sich Vergütungsfachleute weitgehend einig. Doch nun liefert eine neue Studie interessante Details: Nur ein ganz kleiner Anteil des Unterschieds in der Bezahlung beruht tatsächlich direkt auf Ungerechtigkeiten zwischen den Geschlechtern. Der Löwenanteil lässt sich anders erklären, nämlich damit, dass Frauen schlechter bezahlte Positionen innehaben oder in schlechter bezahlten Branchen arbeiten.
Um zu diesen Ergebnissen zu kommen wertete die Unternehmensberatung Hay Group Gehaltsdaten aus 599 Unternehmen aus. Dabei ging der Verdienst von mehr als 300.000 Einzelpersonen mit deutschen Arbeitsverhältnissen in die Untersuchung ein. Es zeigt sich: In vergleichbaren Positionen verdienten Frauen im Durchschnitt gerade mal zwei Prozent weniger als ihre männlichen Kollegen.
Allerdings: Die vergleichbaren Positionen bekleiden die Frauen viel zu selten; jedenfalls dann, wenn es sich um gut bezahlte Tätigkeiten handelt. Der Frauenanteil sinkt auf den oberen Sprossen der Karriereleiter deutlich, wie die Daten zeigen: Bei akademisch qualifizierten Spezialisten und langjährig Beschäftigten im operativen Management ist noch jeder dritte Mitarbeiter eine Frau. Im mittleren Management ist nur noch jeder fünfte Mitarbeiter weiblich und im Top-Management sind nur noch drei Prozent Frauen vertreten.
Außerdem sind Branchen, in denen hohe Gehälter gezahlt werden, oft von Männern dominiert, so zum Beispiel das Ingenieurwesen und die Informationstechnologie. Frauen arbeiten hingegen überdurchschnittlich oft in der Administration und im Marketing und damit in Bereichen, in denen es im Vergleich geringere Gehälter gibt.
Für ihre Studie nutzten die Berater Unternehmensdaten aus den verschiedensten Branchen. Schwerpunkte bildeten die Automobil- und Chemieindustrie, doch auch viele Konsumgüterproduzenten, High-Tech-Unternehmen und Dienstleister beteiligten sich. Sowohl Gehaltsdaten aus Großkonzernen, wie auch aus kleinen und mittleren Unternehmen flossen ein. Die Studie ist nach Angaben der Hay Group repräsentativ.