Arbeitsrecht : Gericht: Alter darf keine Rolle spielen
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Schlecker hatte eine Stelle nur für Kandidaten im ersten Berufsjahr ausgeschrieben - und scheiterte Bild: AP
Die Drogeriemarktkette Schlecker hatte sich ihre Stellenausschreibung genau überlegt: Nur ein Bewerber im ersten Berufsjahr wurde gesucht - ältere wären zu teuer gewesen. So geht das nicht, urteilte nun das Bundesarbeitsgerecht. Dies sei Altersdiskriminierung.
Das Bundesarbeitsgericht hat den Schutz von Arbeitnehmern gegen indirekte Altersdiskriminierung erhöht. In dem Fall schrieb die Drogeriekette Schlecker Stellen in einer Zweigstelle nur für Kandidaten im ersten Berufsjahr aus.
Damit verstieß das Unternehmen nach Ansicht der Erfurter Richter jedoch gegen das Antidiskriminierungsgesetz (AGG). Für die Stelle als Verkaufs- und Kassenkraft wurden Beschäftigte im ersten Jahr gesucht, um damit in eine kostensparende Tarifgruppe zu gelangen. Der Betriebsrat hielt diese Eingrenzung für eine mittelbare Diskriminierung. Das Antidiskriminierungsgesetz verbietet grundsätzlich Ungleichbehandlungen aufgrund des Alters.
Nur die Qualifikation soll zählen
Auch mittelbare Diskriminierungen, bei denen über eine andere Eigenschaft – hier: Berufsjahre – an das Alter angeknüpft wird, sind untersagt. Schon die Vorinstanz hatte dem Betriebsrat insoweit beigepflichtet. Schlecker hatte jedoch argumentiert, dass im Einzelhandel teils so geringe Gewinnspannen erzielt würden, dass der Unterschied zwischen erstem und letztem Berufsjahr über Gewinn und Verlust einer Filiale entscheiden könnte.
Das Bundesarbeitsgericht ließ das nicht gelten: Arbeitgeber dürfen Stellenausschreibungen auf diese Weise nur begrenzen, wenn sie damit rechtmäßige Ziele verfolgen. Dazu zähle etwa die Qualifikation (Az.: 1 ABR 47/08).
Für Ulrich Preis, Direktor am Institut für Deutsches und Europäisches Arbeits- und Sozialrecht in Köln, führt das Urteil konsequent das Verbot einer Altersdiskriminierung fort. „Diskriminierend sind bereits Tarife, die ihrerseits an das Alter anknüpfen“, sagte der Hochschullehrer. „Diese Form der Einstellungspolitik konterkariert die demographische Entwicklung.“