Kolumne „Nine to five“ : Wie spannend!
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Die Arbeit ist normalerweise kein Krimi. Aber es gibt seltene Ausnahmen – dann kommt etwas Nervenkitzel in die täglichen Routinen.
Wann ist eine Arbeit schon „spannend“? Das wird zwar bisweilen behauptet, um ihr – und sich selbst – eine Aura ständiger Action und Aufregung anzudichten. Das mag bei Detektiven, Seiltänzern oder Fußballprofis vorkommen, sonst eher nicht. Arbeit ist im besten Fall interessant, abwechslungsreich, erfüllend, Spannung aber ist ein seltenes Glück.
Das Rätsel der vergeblichen Anrufe
So wie letztens: Eine, sagen wir: Geschäftspartnerin, um ihre Identität nicht zu verraten, war eine Leistung schuldig, aber die blieb seit Längerem aus. Auf Mails reagierte sie nicht. Anruf unter der zentralen Nummer in Filiale 1 ihres Arbeitgebers, wo sie normalerweise erreichbar ist. Nichts. Zweiter Anruf. Wieder nichts. Wie kann das sein, da arbeiten Dutzende Menschen, und die Zentrale ist nicht besetzt? Komisch. Anruf in Filiale 2, die müssten Bescheid wissen. Antwort: Alles bestens in Filiale 1, die sind schon da, keine Sorge. Neuer Versuch: wieder nichts. Keine Chance, durchgestellt zu werden. Weitere Mails bleiben ebenfalls unbeantwortet. Dabei eilt es! Letzte Rettung: Nummernraten. Erst die Vorwahl, dann die zentrale Nummer (so etwas wie 12345-0) und zwei Fantasie-Endziffern dranhängen. -10. Nichts. -20. Nichts. -33. Nichts, natürlich. Langsam wird es albern, was soll das bringen? Der Blutdruck steigt,
Das wird ein unerfreuliches Gespräch, wenn wir sie denn mal erreichen sollten, in einer Stunde vielleicht, morgen, in einem anderen Leben, wer weiß? Letzter Versuch, -12. Treffer! „Hallo, nein, meine Kollegin ist nicht da“, trällert ein wie durch ein Wunder anwesender Mann, „ich sage ihr gern Bescheid, sie meldet sich umgehend, schön, dass Sie angerufen haben.“ Den Hinweis „Schön spannend, vielen Dank auch“ kann er nicht verstehen.