Kolumne „Nine to five“ : Nicht in mein Büro!
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Sherlock Holmes lässt grüßen. In Anbetracht all der Bürodurchsuchungen wähnt sich unser Autor im falschen Film. Denn sein Büro ist sauber. Bild: Getty
Die vielen Durchsuchungen von Büros – bei Politikern, Unternehmen, Behörden – bringen einen auf Ideen. Auf eigenartige. Dabei hat unser Autor nichts zu verbergen. Oder?
Man wird ja ganz irre. Kaum eine Woche vergeht ohne Berichte über durchsuchte Büros, heikle Funde, Ermittlungen, Polizei, Geheimdienste, Staatsanwaltschaften, Skandale, Pipapo. Joe Biden war schon dran, da ging es um Geheimakten, Donald Trump sowieso (Steuern und Geheimakten), EU-Abgeordnete (Geschenke aus Qatar), die AfD-Zentrale (Spenden), Politiker anderer Parteien sowie Banken (Cum-ex), Technik-Nerds (Kryptogeld) und so weiter. In Frankfurt etwa kann man kaum noch durch die Straßen gehen oder Fahrrad fahren, ohne dass irgendwo ein Polizeikonvoi mit quietschenden Reifen bremst, einen Hochhauseingang blockiert und reihenweise Etagen durchforstet. Wie viele Büros da wohl zusammenkommen?
Und ja, das macht etwas mit ganz harmlosen, unverdächtigen, gesetzestreuen Büroangestellten. Bei jedem Klopfen an der Tür zuckt man zusammen. Kommen sie mich jetzt auch holen? Fragen die Kollegen von nebenan durch den Türschlitz freundlich nach einem gemeinsamen Mittagessen in der Kantine, muss man erst mal unauffällig die ausgestreckten Arme von der Wand nehmen – hat man sich bei dieser Gruppenannäherung doch reflexhaft auf eine Leibesvisitation eingestellt. Da hilft nur ein schnelles und unauffälliges „Komme sofort!“. Aber nicht vergessen, den Angstschweiß von der Stirn zu tupfen.
Gleichzeitig setzt eine gewisse Verteidigungshaltung ein, die sich so zusammenfassen ließe: Nicht in mein Büro! Denn da ist garantiert nichts Verbotenes, Anrüchiges, Illegales zu finden. Wir wissen ja nicht, was andere in ihren Büros alles horten, aber nein, bei uns ist nichts zu finden, garantiert. Oder sollten wir mal die Schubladen durchsuchen, um ganz sicher zu sein? Alle Dateien und Ordner im Rechner? Den Stapel mit alten Unterlagen? Ach was, hoffen wir einfach, dass alle potentiellen Durchsucher dieser Stadt ein Zeitungs-Abo haben, diese Zeilen lesen und – sollten sie je daran gedacht haben – sich den Weg hierher sparen. Da ist nichts zu holen. Ein Büro weniger.
In der Kolumne Nine to five schreiben wechselnde Autoren über kuriose Begebenheiten in Büro und Hochschule.