
Kolumne „Nine to five“ : Ins Schwitzen geraten
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Läuferinnen und Läufer laufen während des Firmenlaufs J.P. Morgan Corporate Challenge vor den Zwillingstürmen der Deutschen Bank. Bild: dpa
Ein Fitnessraum im Büro kann eine schöne Sache sein. Aber neben dem Chef schwere Gewichte in die Lüfte heben oder auf dem Laufband rennen? Nein, danke!
Es geht das Gerücht um, dass im neuen Bürogebäude auch ein Fitnessraum sein wird. Diese Nachricht löst bei den Kollegen von Frau D. große Euphorie aus. Endlich mal etwas Sinnvolles für die Mitarbeiter, ein Raum, der die Freizeitgestaltung vereinfacht. Und auf lange Sicht sogar das teure Fitnessstudio-Abo obsolet macht!
Frau D. teilt diese Freude nicht. Und das nicht, weil sie ein Sportmuffel wäre – im Gegenteil, sie macht sogar sehr gerne Sport. Und wenn ihr der Arbeitgeber die monatlichen Gebühren eines Sportklubs bezahlen würde, dann wäre die gebürtige Schwäbin sogar richtig glücklich. Die Vorstellung jedoch neben einem Kollegen – oder noch schlimmer, neben dem Vorgesetzten – schwere Gewichte in die Lüfte zu heben oder auf dem Laufband zu rennen, löst bei Frau D. Gänsehaut aus.
Wer will denn wirklich mit zerzausten Haaren und durchgeschwitztem T-Shirt stinkend vor dem Chef stehen? Frau D. sicher nicht. Diese Haltung zieht sie auch jetzt schon ganz konsequent durch: In diesem Jahr hat Frau D. nicht an einem Spendenlauf ihres Arbeitgebers teilgenommen, um nicht schwer atmend neben einer ihrer Führungskräfte joggen zu müssen. Für den guten Zweck aber würde sie im nächsten Jahr vielleicht doch eine Ausnahme machen – dann aber nur, wenn sie es schafft, vorher so viel zu trainieren, dass sie schneller laufen kann als ihre Chefs. Die Vorstellung, dass ihre Vorgesetzten sie nur noch von hinten sehen, gefällt Frau D. ganz gut.
Anstelle des neuen Fitnessraums würden ihr auch gleich ein paar bessere Alternativen einfallen. Wie wäre es zum Beispiel mit einem Ort für einen Power Nap, also einen kurzen Mittagsschlaf? Mit geschlossenen Augen kann Frau D. dann sowieso nicht sehen, wer sich da neben ihr hingelegt hat.
In der Kolumne Nine to Five schreiben wechselnde Autoren über Kuriositäten aus dem Alltag in Büro und Hochschule.