Kolumne „Nine to five“ : So ein Schrott!
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Wie froh die Weihnachten im Büro wirklich werden, wenn es zum Schrottwichteln kommt? Bild: obs
Weihnachtsgeschenke gibt es auch in Unternehmen. Eine besonders anstrengende Praxis ist dabei das Wichteln unter Kollegen. Das kann doch nur schief gehen!
Am letzten Arbeitstag im Jahr stand bei D. in der Firma immer das sogenannte Schrottwichteln an. Man traf sich zu Lebkuchen und Kaffee, und jeder brachte einen Gegenstand von zu Hause mit, den er loswerden wollte. Einzige Vorgabe: Es sollte etwas möglichst Scheußliches sein, aber ansprechend als Geschenk verpackt. Dann wurde um die Geschenke gewürfelt.

Redakteurin in der Wirtschaft, zuständig für „Beruf und Chance“.
Was war in den Vorjahren doch alles verschenkt worden: Groschenromane, süße Weine, blechern vom Band singende Weihnachtsmannfiguren – D. wusste beim besten Willen nicht, wie er das noch toppen sollte. Da kam ihm eine Idee: Diese komische bunte Blumenvase, die sie zu Hause hatten, die hatte er ohnehin schon mehrmals aussortieren wollen! Seine Frau hing irgendwie an dem Stück, aber er fand sie, nun ja: potthässlich.
D. überzeugte also seine Frau, die Vase beim Bürowichteln zu verschenken, indem er die kleinen Details rund um Schrott und Scheußlichkeiten geflissentlich verschwieg. Leider, leider habe er vergessen, ein Wichtelgeschenk für die Kollegen einzukaufen, ob denn nicht vielleicht diese Vase ...? Und ob ihm seine Frau vielleicht noch beim Einpacken behilflich wäre?
„Die ist doch ganz hübsch“
Triumphierend marschierte D. am nächsten Morgen zur Arbeit. Er konnte nur gewinnen! Ob Groschenroman oder süßer Wein – was immer er ziehen würde, es wäre problemlos an die Schwiegermutter verschenkbar. Alles in Richtung Weihnachtsmannfigur würde er seinen Kindern weitergeben.
Lebkuchen mümmelnd warf er auf der Büroparty schließlich die Würfel. Eine Sechs. Au Backe! Geschenk Nummer sechs enthielt einen gigantischen, kitschigen Kerzenständer. Er war mit Vögeln verziert und so schwer, dass er ihn kaum tragen konnte.
Die Vase erwürfelte seine Sekretärin. „Die ist doch ganz hübsch“, zwitscherte sie und plazierte sie prompt in seinem Vorzimmer – ausgerechnet dort, wo er sie bei geöffneter Tür täglich vom Schreibtisch aus bewundern konnte.