
Alles für die Musik
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Gekonnt: Generalprobe des Orchesters der Klassen 5 bis 8 am Musikgymnasium C. Ph .E. Bach in Berlin Mitte Bild: Andreas Pein
In das Musikgymnasium Carl Philipp Emanuel Bach Gymnasium in Berlin Mitte kommen häufig Schüler aus dem Ausland. Neuerdings vor allem aus der Ukraine.
Neun Schüler sitzen im Halbkreis des Musikleistungskurses am Carl Philipp Emanuel Bach Gymnasium in Berlin. Der Musiklehrer zeigt einen kurzen Ausschnitt aus dem Film Amadeus: Der Kaiser diskutiert mit seinen Beratern, ob Mozart eine Oper namens „Figaro“ schreiben darf oder nicht. Das gleichnamige Theaterstück Beaumarchais’ hatte in Paris für Unruhe gesorgt. „Ich bin ein vulgärer Mensch, aber ich versichere Euch, meine Musik ist es nicht“, sagt der schrille Amadeus im Film. In einem ersten Schritt klärt Musiklehrer Jens Renger im gemeinsamen Gespräch mit den Schülern, worum es in dem Streit geht. Der kurze Filmausschnitt diente nur als Einstieg in den Unterricht. Eine ganze Unterrichtsstunde mit einem Film zu verbringen widerstrebt den meisten Schülern hier. Sie sind anspruchsvoll und müssen mit ihrer Zeit geizen, weil sie so viel Kraft in ihr tägliches Übpensum investieren. Renger, der Musikreferendare in ganz Berlin ausbildet, praktiziert das, was Bildungsforscher einen kognitiv aktivierenden Unterricht nennen.
Nach dem ersten orientierenden Gespräch tragen die Schüler an Lernstationen anhand dort ausgelegter Informationsblätter Informationen über die gesellschaftlichen Hintergründe, den zeitgenössischen Kontext, die neue Gattung der Opera buffa auf Arbeitsblätter ein. Die Unterrichtsstunde gehört zum großen Themenkomplex „Musik im Zeitalter der Aufklärung“. Für jede Lernstation sind zehn Minuten vorgesehen. Es ist mucksmäuschenstill, alle machen konzentriert mit. In der kurzen Pause zwischen den Doppelstunden verzieht sich das Liebespärchen im Kurs auf den Gang zum Schmusen, andere arbeiten weiter an den Aufgaben oder trinken kurz etwas.
In der nächsten Doppelstunde folgt der schwierige Schritt, aus den Informationen echte Argumente zu machen. Manchmal bleibt es zu sehr an der Oberfläche. Das sei schon ganz gut, aber noch ein bisschen zu oberflächlich, lässt der Lehrer einen Schüler wissen. Einige argumentative Anhaltspunkte für Mozarts Verteidigung oder die des Kaisers werden im Unterrichtsgespräch entwickelt. Aber das reicht noch nicht. Als Hausaufgabe sollen die Schüler ein Gutachten für die eine oder andere Seite schreiben.
Es gibt klare sprachliche Anforderungen
Deutlich vernehmbar stöhnt ein Schüler und erkundigt sich, wie lang das denn werden soll. „Hört auf zu stöhnen, ihr wisst genau, dass wir dieses Training brauchen. Die nächste Klausur kommt bestimmt“, mahnt der Lehrer, der seine Erwartungen klar ausspricht. Wer nur Stichpunkte ausformuliere, werde bei 8 oder 9 Punkten liegen. „Das reicht doch“, meint einer der Schüler, aber so ernst meint er es nicht. Der Musik-Leistungskurs ist für alle Schüler des Carl Philipp Emanuel Bach Gymnasiums verpflichtend. Als Leistungsfächer stehen dann noch Deutsch, Mathematik und Englisch zur Wahl. Mehr ist aufgrund der begrenzten Schülerzahl nicht zu organisieren.