Rufmordkampagne gegen ein philosophisches Seminar
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Augusteum und Paulinum der Universität Leipzig Bild: Lüdecke, Matthias
An der Universität Leipzig versuchen Aktivisten mit verleumderischen Vorwürfen und Störaktionen, ein Seminar zu verhindern. Die Universität scheint sich dem Druck nicht zu beugen.
Berlin, Lüneburg, jetzt Leipzig: Wieder soll ein Wissenschaftler an einer deutschen Universität mit dem Transphobie-Vorwurf zum Schweigen gebracht werden. Diesmal trifft er das Seminar „Historisch-Genetische Theorie der Geschlechterbeziehung: Subjekt – Identität – Liebe“ des Philosophiedozenten Javier Álvarez-Vázquez. Dort sollen am Leitfaden der Kulturtheorie von Günter Dux grundlegende Formen der Vergemeinschaftung untersucht werden. Transsexualität oder Transpersonalität stehen nicht im Zentrum der Veranstaltung, sondern die Frage, warum wir lieben und die Nähe eines anderen suchen.
Für solche Feinheiten interessieren sich die Aktivisten, die keine Seminarmitglieder sind, aber nicht. Ihr Vorwurf speist sich allein aus der kurzen Beschreibung im kommentierten Vorlesungsverzeichnis und der dort ausschnitthaft präsentierten Literaturliste, die unter anderem das angeblich transfeindliche Buch „Natur und Gender“ des Philosophieprofessors Christoph Türcke führt. Türcke, der auch in dieser Zeitung zum Thema publiziert hat, vertritt in dem Buch die These, die Geschlechterdebatte stehe unter dem Einfluss eines technischen Machbarkeitswahns, der die Meinung begünstige, man könne sein Geschlecht vollkommen unabhängig von der körperlichen Konstitution wählen. Dies trage auch zur Erklärung des derzeitigen exponentiellen Wachstums von Geschlechtstransitionen bei. Anders als von den Aktivisten nahegelegt, führt Türcke den individuellen Wunsch nach Geschlechtsangleichung nicht restlos auf äußere Faktoren zurück.
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