Wenn der Dozent zehn Jahre jünger ist
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Mit Lernen ist man nie fertig, wie hier Mitarbeiter einer Firma vorführen (Symbolbild). Bild: Etienne Lehnen
Eines Tages erwischt es uns alle, die wir Weiterbildung in jedem Lebensalter ernst nehmen: Erst sind die Kommilitonen zehn Jahre jünger als man selbst – dann auch noch der Dozent. Von den Tücken lebenslangen Lernens.
„Also, wat is en Dampfmaschin?“ Die Frage, die Lehrer Bömmel im Klassiker „Die Feuerzangenbowle“ seinen Schülern stellt, ist rein rhetorisch, schließlich beantwortet sie der Herr Professor gleich selbst: „En Dampfmaschin, dat is ene jroße, runde, schwarze Raum. Un der jroße, runde, schwarze Raum, der hat zwei Löcher.“ So war die alte Bildungswelt: Vorn am Pult erklärt die allwissende Respektsperson, die mindestens ein halbes Leben älter als man selbst ist, die Welt. Als Schüler hatte man zu lauschen, lernbedürftig und defizitär. Ein Schüler eben.
Das ist lange her. Aber noch heute finden sich Reste dieser strikten Bildungshierarchie in unseren Köpfen: hier der an Lebensjahren reiche Lehrer, dort der naive Schüler. In der Schule, später an der Universität, prägt sich ein, was trotz aller diskursiven Unterrichtsformen erstaunlich beharrlich ist: Frontalunterricht, Dozieren, Prüfungen. Selbst in modernen beruflichen Weiterbildungsseminaren sind die Rollenzuteilungen oft erstaunlich traditionell. Solange der Lehrende das klassische Bild des erfahrenen, graumelierten Welterklärers erfüllt, fällt das kaum auf. Wehe aber, die Dozentin oder der Dozent ist wesentlich jünger als man selbst. Plötzlich fällt einem auf, wie anachronistisch so mancher Glaubenssatz übers Lernen im Kopf noch immer ist.
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