Leben und Arbeiten in Rom : Der Traum vom "Dolce vita" wird in der Realitität oft enttäuscht
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Colosseum im Rom Bild: Archiv
Als Urlauber auf einer römischen Piazza träumen viele von einem dauerhaften Job in Rom. Die Wirklichkeit sieht aber anders aus: Für das Überleben in der Ewigen Stadt sind vor allem Geduld, diplomatisches Geschick und Kontaktfreude nötig
Als Urlauber hinter einer Tasse Cappuccino auf einer römischen Piazza träumen viele davon: Man müßte einen dauerhaften Job in Rom finden, um sich auf immer schönes Wetter und zugleich die italienische Leichtigkeit des Seins zu sichern. Doch mit dem Tagesablauf des Touristen, mit der Muße für den Cappuccino und mit dem Blick auf die Schönheiten der Baugeschichte hat die Arbeit in Rom oft wenig zu tun. Wer sich dann noch allzu von den Werbespots mit den singenden Pizzabäckern hat hinreißen lassen, kann in Rom ganz schnell herbe Enttäuschungen erleben. Zum einen ist die Arbeit in Rom keinesfalls leichter als anderswo. "Die Legende, daß es in Rom eine entspanntere Arbeitsweise gäbe, trifft auf keinen Fall zu", sagt ein deutscher Manager. "Die Unternehmen, die etwas bewegen wollen, arbeiten im gleichen Rhythmus wie anderswo auch." Die effektive Arbeitszeit beginnt zwar in vielen Büros erst gegen zehn Uhr. Dafür bleiben Manager oder Selbständige dann auch bis 19 oder 20 Uhr und mitunter noch länger im Büro. Auch der Freitag nachmittag sieht oft nicht anders aus.
Tägliches Verkehrschaos
Zugleich bringt das Alltagsleben in Rom viele Schwierigkeiten mit sich, die Touristen nicht ahnen können und die mit den Mythen wenig zu tun haben. Im Film "Ein Herz und eine Krone" kann Gregory Peck noch mit dem Motorroller über halbleere Straßen brausen und das Kolosseum umrunden: Der Film entstand 1953. Auch Federico Fellinis Filmtitel "Dolce Vita" von 1960 prägte die Vorstellung vom römischen Leben. Eigentlich war er aber ein bitteres Zerrbild dafür, wie die Italiener mit aller Kraft, aber vergeblich, nach dem "süßen Leben" strebten - zwischen dem längst vergangenen Glamour der Via Veneto und den trostlosen Hochhäusern am Stadtrand. "Das Idealbild vom Leben in Rom bezieht sich immer noch auf die Stadt der Nachkriegszeit mit 200 000 Einwohnern, während Italiens Hauptstadt heute nichts anderes darstellt als einen unorganisch auf eine Einwohnerzahl von 3 Millionen gewachsenen ,melting-pot' für ganz Süditalien", meint Roberto Zangrandi, ein Italiener, der nach Jahren in Frankfurt nach Rom zurückgekehrt ist. Für ihn als geborenen Mailänder ist Rom unberechenbar: "Im Vergleich zu anderen Städten Italiens gibt es weniger Erfahrungswerte oder allgemein anerkannte Verhaltensmuster. Jeder Tag birgt Überraschungen."
Für den anspruchsvollen Zuwanderer aus Deutschland beginnen die Probleme schon mit dem Verkehr. Rom besitzt nur ein rudimentäres Netz an Untergrundbahnen von insgesamt nicht einmal 40 Kilometern Länge. Für viele Viertel mit Zehntausenden von Einwohnern gibt es nur eine stündliche Verbindung mit einem klapprigen Autobus und für die entferntere Umgebung nur wenige und überfüllte Pendlerzüge. Damit bleibt vielen Römern keine andere Wahl, als selbst das Auto zu benutzen oder ein Moped, mit dem man schneller unterwegs, aber auch weitaus mehr Gefahren ausgesetzt ist. Um nicht jeden Tag Stunden in der Verkehrslawine zu verbringen, suchen sich die wohlhabenden Italiener so weit es geht Wohnungen im Zentrum und gehen möglichst zu Fuß in ihr Büro. Zugleich treibt diese Tendenz immer noch die Wohnungspreise in der Stadtmitte in astronomische Höhen. Zudem löst auch die Wohnung im Zentrum nicht alle Probleme: Parkplätze für Autos sind auf der Straße rar und in den Parkgaragen nur für Preise von 200 bis 500 Euro im Monat zu mieten.
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