Kein Zurück zur Natur
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Ein Waldgarten gegen den Klimawandel: die Permaculture-Bewegung bei der Arbeit Bild: Imago
Geo-Engineering oder Selbstversorger-Romantik: Der Klimawandel spaltet die ideologischen Lager. Utopische Erwartungen bestimmen auf beiden Seiten die Lage. Ein Gastbeitrag.
Das Jahr 2022 war das Jahr der „Klimaextreme“, hält der Report der Europäischen Klimabeobachtungsbehörde fest. Die Konzentration von CO2 und Methan in der Erdatmosphäre ist die höchste seit Jahrtausenden. Enttäuschend wirkungslos bleiben politisch vereinbarte Abmilderungsmaßnahmen wie Emissionsreduktion oder Aufforstung. Die menschengemachte Erderwärmung befeuert das sechste Artensterben, und das Sterben selbst lässt immer weitere Ökosysteme kollabieren: Sie können sich ohne die ausgestorbenen Arten nicht mehr regenerieren. Eskalation statt Trendumkehr. Es scheint fast unmöglich, den globalen Temperaturanstieg unter der kritischen Marke von zwei Grad zu halten. Die Bewohnbarkeit der Erde steht auf dem Spiel.
Potenziert wird das Gefühl der Auflösung stabil geglaubter Naturverhältnisse durch eine hochfrequente Berichterstattung. Immer schwieriger ist unterscheidbar, was tatsächliche Ereignisse und was wahrscheinliche Szenarien sind: Der Golfstrom versiegt, die arktischen Gletscher sind im Begriff, vollends abzuschmelzen, schon bald könnten weite Teile Südostasiens und Ozeaniens wegen sengender Hitze und steigender Wasserspiegel unbewohnbar werden. Gewarnt wird vor dem möglichen Umschlag der Pole. Das Drama der Klimakrise wäre keines, wenn sich nicht, frei nach Hölderlin, alles in der Frage verdichten würde: Wächst das Rettende wirklich mit der Gefahr?
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