Kolumne „Uni live“ : Wir tun was
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Studentische Catcallsof-Aktion in Berlin Bild: dpa
Mal etwas mit Hand und Fuß anzupacken, wurde in den Kommentaren zu meinem vorletzten Artikel gefordert. Viele Studierende tun genau das, doch fliegen sie mit ihrem Engagement unter dem Radar.
Der normale Studierendenalltag ist eintönig: In Vorlesungen hört man zu und lässt sich berieseln, in Seminaren genauso, mit dem Unterschied, dass man ab und zu etwas sagt, zwischendurch wird die Zeit in der Bib totgeschlagen. In der Mensa wird zu Mittag gegessen und, wenn es angeboten wird, auch zu Abend. Gelegentlich gibt es anschließend eine Podiumsdiskussion oder die Debatte in der Kneipe. Informationen, Wissen, Fachbegriffe, Modelle, Studien – leicht verliert man sich zwischen Zeilen und im Sumpf der eigenen Gedanken. Um da wieder herauszukommen, muss der Kopf einfach mal abgeschaltet werden. Mit „Engagiere dich!“ lässt sich die Ethik des existenziellen Philosophen Jean Paul Sartre als Aufforderung zusammenfassen. So erst schaffe man Wert und das eigene Wesen. Die Erfahrung bestätigt es: In der Welt zu handeln verleiht dem Leben Sinn. Für Studierende gibt es eine Reihe von Möglichkeiten, praktisch unterwegs zu sein.
Politisches, soziales, grünes Engagement
Am populärsten, und worüber sich am meisten ausgetauscht wird, ist das Mitwirken in der Klimagerechtigkeitsbewegung. Students for Future ist ein Beispiel, in dessen Namen schon das studentische Element erkennbar ist. Daneben gibt es noch weitere (politische) Organisationen außerhalb des Hochschulraums: Parteien, Gewerkschaften, lokale Vereine. Aber auch innerhalb der Universität kann man sich engagieren – sowohl künstlerisch als auch politisch. Im Asta (Allgemeiner Studierendenausschuss) und Studierendenparlament oder im Studierendenrat, den es in einigen ostdeutschen Hochschulen gibt und der beides vereint. Hier lässt sich für die Verbesserung der studentischen Lage debattieren und kämpfen, weil die Studierendenschaft organisiert wird und ihre Interessen gegenüber der Hochschulleitung oder dem Bundesland repräsentiert werden. Sie sind es teilweise auch, die Hochschulmedien finanzieren. Erst im September kamen Hochschulzeitungen und -Radios aus ganz Deutschland zu den Campusmedientagen in Jena zusammen, um Workshops zu besuchen, sich zu kritisieren und zu vernetzen. Das nötige Kleingeld, die Organisation, den Hirnschmalz – alles kam von Studierenden.
Das Engagement in Hochschulmedien
Die Herausgabe einer Zeitung dient dazu, über Entscheidungen der Hochschulleitung zu informieren oder über Veränderungen in den Instituten, sei es in Interviews mit dem Präsidenten oder bei Wegfall von Lehrstühlen. Auch die studentische Kultur der Stadt kann eine Rolle spielen, wenn Veranstaltungen stattfinden oder engagierte Studierende selbst die Initiative ergreifen, indem sie unternehmerisch tätig werden oder Kulturzentren betreiben, wo man sich nachmittags zu einem Kaffee und abends zu Musik trifft. Außerdem kann das Treiben in bereits erwähnter Hochschulpolitik kritisch unter die Lupe genommen werden. Die Symbiose aus beidem, also studentischer Politik und studentischer Presse, hat somit den Zweck, die gemeinsame Lebenswelt zu formen. Erst so wird die Zeit während des Studiums zu einer der Selbstbestimmung und der Selbstwirksamkeit. Sie zieht dann nicht nur an einem vorbei.