Über Arbeiterkinder und Ersthandwerker
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Warum nicht die erste Köchin in einer Akademikerfamilie sein? Bild: dpa
Man kann die Sache mit der Bildungsgerechtigkeit auch rumdrehen: Warum machen Kinder aus Akademikerhaushalten eigentlich so selten eine Berufsausbildung? Die Antwort sagt viel über unsere Gesellschaft aus.
Früher hätte ich nicht gedacht, dass ich einmal so weit komme: Ich habe meinen Masterabschluss in der Tasche. Für viele ist das nichts Besonderes, für mich aber schon. Meine Vorbilder als Kind waren Baggerfahrer, Handwerker und Sparkassen-Angestellte. Denn meine Eltern haben nicht studiert, und als sie meinen Zwillingsbruder und mich nach der Grundschule aufs Gymnasium schickten, hatten sie Magenschmerzen. Das sei doch nur etwas für die anderen, dachten sie. Sie haben es sich nicht leicht gemacht, doch am Ende vertrauten sie der Empfehlung unserer Grundschullehrerin: Die Jungs, die gehören aufs Gymnasium!
Unsere Lehrerin hat sich nicht geirrt: Wir sind jetzt Akademiker. Im Hochschuljargon nannte man die ersten Studierten einer Familie lange Zeit Arbeiterkinder, langsam setzt sich der Begriff „Erstakademiker“ durch. Wie man es auch bezeichnen mag, noch immer ist es eine Besonderheit. Von 100 Grundschülern aus Arbeiterfamilien fangen gerade einmal 27 ein Studium an, nur elf davon verlassen die Uni mit einem Master-Diplom. Haben die Eltern studiert, sind es knapp viermal mehr. Das zeigen die aktuellen Zahlen des Hochschul-Bildungsreports 2020.
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