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Eine Schulcloud für alle? : „Dezentrale Strukturen haben bisher nicht funktioniert“

Beim Aufruf von Lernsoftware im Unterricht gibt es noch datenschutzrechtliche Umständlichkeiten. Bild: dpa

Die Schulcloud des Hasso-Plattner-Instituts wird von der Bundesregierung mit mehr als 20 Millionen Euro finanziert, steht aber in der Kritik. Institutsleiter Christoph Meinel erklärt im Interview sein Konzept.

          8 Min.

          Die digitale Infrastruktur in vielen deutschen Schulen ist unterentwickelt. Das Problem ist erkannt und soll mit Milliarden vom Bund behoben werden. Hat die Corona-Krise nun über diese technische Nachrüstung hinaus die Notwendigkeit einer „digitalen Bildungsoffensive“ gezeigt – oder nicht doch eher die Unverzichtbarkeit des analogen, sozialen Lernens?

          Uwe Ebbinghaus
          Redakteur im Feuilleton.

          Christoph Meinel: Sie hat die Defizite im Bereich der digitalen Bildung schonungslos offengelegt und gezeigt, an welcher Stelle wir handeln müssen. Denn in der Pandemie konnte teilweise gar kein Unterricht stattfinden. Wenn wir über eine „digitale Bildungsoffensive“ reden, steckt dahinter nicht die Idee, Unterricht im Klassenverband zu ersetzen durch das Sitzen vor dem Bildschirm. Sondern die Idee besteht darin: Wenn Lehrer es im Unterricht für sinnvoll halten, auf einen digitalen Inhalt zuzugreifen, dann soll ihnen das auch ohne Probleme möglich sein. Wenn im Deutschunterricht zum Beispiel Goethes „Werther“ durchgenommen wird und der Lehrer zum Einstieg einen kleinen Ausschnitt aus einer Verfilmung mit historischen Kostümen und altertümlicher Sprache zeigt, garantiere ich Ihnen, dass die Neugier und Bereitschaft der Schüler, sich auf dieses Buch einzulassen, größer ist als bei einer rein verbalen Einführung des Lehrers. Im Analogen das Digitale nutzen zur Motivation, zur Veranschaulichung, zur Vertiefung – aus dem Digitalen dann wieder zurück ins Analoge gehen und in der Gruppe zu diskutieren, das ist, was mit „digitaler Bildung“ gemeint, begrifflich aber sicher schlecht beschrieben ist.

          Sie sind verantwortlich für die vom Hasso-Plattner-Institut (HPI) entwickelte HPI Schul-Cloud. Was firmiert in Deutschland eigentlich alles unter dem Begriff „Schulcloud“?

          Prof. Dr. Christoph Meinel, Direktor des Potsdamer Hasso-Plattner-Instituts für Softwaresystemtechnik (HPI)
          Prof. Dr. Christoph Meinel, Direktor des Potsdamer Hasso-Plattner-Instituts für Softwaresystemtechnik (HPI) : Bild: HPI/KAY HERSCHELMANN

          Der Begriff „Schulcloud“ wird inzwischen leider oft auch fälschlicherweise zur Bezeichnung ganz unterschiedlicher Systeme genutzt. Wenn wir darüber sprechen, dann denken wir nicht an ein simples Produkt, sondern an eine integrative Bildungsplattform und nutzen den Begriff als ein Bild dafür, dass den Lehrern und Schülern für den Unterricht ganz unterschiedliche digitale Werkzeuge und Inhalte unter einer einheitlichen Nutzeroberfläche zur Verfügung gestellt werden.

          Wie kam es zu dem Auftrag des Bundesbildungsministeriums an das Hasso-Plattner-Institut eine Schulcloud zu entwickeln?

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