Startbeschleunigung mit Tücken
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Lernen vor Corona: Anleitung durch den Lehrer und Methodenwechsel fehlen den Schülern. Bild: Frank Röth
Die Digitalisierung unter Corona-Bedingungen hat viele Versäumnisse der vergangenen Jahre offengelegt. Nun stellt sich die Frage: Welche Form von Distanzlernen ist überhaupt sinnvoll? Ein Gastbeitrag.
Die Corona-Krise beschert Deutschlands Schulen einen kräftigen Zwangsschub bei der Digitalisierung. Lehrer verschicken Arbeitspläne per Mail, lassen Inhalte per Lernvideo erarbeiten, arrangieren Videokonferenzen. Die ersten Reaktionen der Betroffenen sind vielfältig, sie reichen von Genugtuung bis Mängelkritik. „Schüler arbeiten mit neuen Medien lieber“ oder „Ohne IT wären wir jetzt total aufgeschmissen“ – so einige Positivschlagzeilen; „Lehrer müssen zur Nachhilfe“ oder „Bildungsungerechtigkeit wird stärker“ – so skeptische Stimmen.
Nach den ersten Wochen des Fernunterrichts – zumeist ist es ja nur ferngesteuertes Üben – hat sich eine weitere Facette dazugesellt: „Lernen ohne Lehrer wird zur Qual“, heißt es da und: „Schüler wollen wieder in die Schule.“ Derlei Äußerungen mögen auf Startschwierigkeiten mit dem ungewohnten Lern-Setting verweisen – manche Lehrer haben es sich vielleicht zu einfach gemacht, haben den Schülern zwar ordentliche Aufgabenpakete geschnürt, waren aber für Erklärung oder Unterstützung wenig erreichbar. Büffeln allein zu Hause ist jedenfalls weniger spaßig, als inmitten der Freunde zu sitzen – und den Unterricht notfalls über sich ergehen zu lassen. Aber hinter der neuen Sehnsucht nach dem Lehrer steht mehr. Beim Distanzlernen fehlt zum einen das menschliche Gegenüber – Unterricht ist tatsächlich in hohem Maße Beziehungssache. Zum anderen stößt das Verlassen auf Technologie schnell an Grenzen. Spätestens nach Corona wird jedenfalls zu klären sein, wie viel Digitalisierung in der Schule überhaupt wünschenswert ist.
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