Wirtschaftsprüfung : Karriere als Wirtschaftsprüfer bei Baker Tilly Roelfs
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Karriere in der Wirtschaftsprüfung: Jacqueline Jürgens arbeitet seit 2012 für Baker Tilly Roelfs. Bild: Privat
Jacqueline Jürgens, 27, arbeitet als Senior-Assistentin bei der Beratungsgesellschaft Baker Tilly Roelfs. Im Interview berichtet sie über ihre Karriere in der Wirtschaftsprüfung.
Warum haben Sie sich für eine Karriere in der Wirtschaftsprüfung entschieden?
Als studierte Wirtschaftsjuristin habe ich einen Beruf gesucht, der wirtschaftliche und rechtliche Betrachtungsweisen vereint. Für die Prüfung von Jahresabschlüssen muss man erst das Unternehmen verstehen, bevor man wirklich begreift, was hinter den Zahlen steckt und was sie bedeuten. Außerdem kann ich mir bis heute nicht vorstellen, jeden Tag in das gleiche Büro, an den gleichen Arbeitsplatz zu gehen. Das Reisen bringt sehr viel Abwechslung in den Alltag.
Welchen Berufseinstieg haben Sie gewählt und warum?
Nach Abschluss meines Studiums habe ich mich für einen Direkteinstieg beworben. Während meines Studiums hatte ich schon mehrere Praktika in unterschiedlichen Wirtschaftsprüfungsgesellschaften absolviert. Deswegen wusste ich, welchen Weg ich einschlagen möchte.
Wirtschaftsprüfer: Geduld und Genauigkeit gefragt
Welche Qualifikationen waren Ihren Ansprechpartnern im Bewerbungsgespräch wichtig? Warum haben Sie sich gerade für diesen Arbeitgeber entschieden?
Da wir oft reisen und beim Mandanten vor Ort arbeiten, waren meinen Vorgesetzten insbesondere Flexibilität und Kommunikationsfähigkeit wichtig. Außerdem wird Freundlichkeit und Offenheit vorausgesetzt. Neben dem Fachwissen erfordert der Job zudem viel Durchsetzungskraft, Geduld und exaktes Arbeiten.
Für meinen Berufseinstieg habe ich ein mittelständisches Unternehmen gesucht, das gute Aufstiegsmöglichkeiten und eine flache Hierarchiestruktur bietet, sich aber gleichzeitig auch auf internationaler Ebene bewegt.
Wie bereiten Sie sich auf das anstehende Examen zur Wirtschaftsprüferin vor?
Man sollte sich auf jeden Fall frühzeitig mit den Themen, die das Examen betreffen, auseinandersetzen. Das Problem ist die Menge an Lernstoff. Durch Fachveranstaltungen und verschiedene Kurse, die die berufliche Tätigkeit begleiten, versuche ich, mein Wissen zusätzlich zum Erlernten aus der Praxis zu vertiefen und zu erweitern. Aber am Ende gehört zu einem wirklich guten Examen auch ein bisschen Glück dazu.
Keine typischen Tage in der Wirtschaftsprüfung
Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei Ihnen aus? Wie lange arbeiten Sie?
Einen typischen Arbeitstag gibt es bei uns nicht. In der Regel arbeiten wir beim Mandanten vor Ort in einem Prüferzimmer, in dem sich das Team ein „Büro“ einrichtet. Je nach Größe und Komplexität des Unternehmens wird unser Team aufgestellt. Im optimalen Fall setzt sich das Team aus einem Manager, erfahrenen Assistenten und Neueinsteigern zusammen. Sobald die Prüfungsplanung vom Manager erstellt ist, werden die Aufgaben je nach Erfahrung verteilt und im Team besprochen. Jeder Mitarbeiter ist dann für seine zugeteilten Bilanzpositionen zuständig und führt eigenverantwortlich Prüfungshandlungen durch. In der „Busy Season“ im Winter und Frühling kommt es zu „garantierten“ Überstunden. Dafür entschädigt aber die steile Lernkurve, und später kann ich umso mehr den Sommer genießen.
Was sind Ihre hauptsächlichen Aufgaben?
Die meisten denken, wir füllen den ganzen Tag nur Checklisten aus und setzen Häkchen. Wir müssen zwar ab und zu auch Checklisten ausfüllen, aber das ist natürlich nicht unsere Hauptaufgabe. Wir beurteilen vielmehr, ob die Zahlen und Fakten, die die Unternehmen veröffentlichen, mit dem Gesetz und den Prüfungsstandards konform sind und vor allem auch den tatsächlichen Ergebnissen entsprechen. Hierzu nehmen wir Unternehmensprozesse auf und klären mit den Mandanten, wie bestimmte Sachverhalte bilanziell dargestellt werden. Durch die Auswertung von Stichproben und Befragungen erzielen wir eine gewisse Prüfungssicherheit.
Was haben Sie sich anders vorgestellt, was hat Sie überrascht?
Durch die vorangegangenen Praktika konnte ich schon ein wenig einschätzen, was mich erwartet, aber ich war überrascht, wie schnell ich tatsächlich Eigenverantwortung übernehmen durfte. Nach nur zwei Jahren leite ich mittlerweile meine eigenen kleinen Prüfungen und trage Verantwortung für die Organisation, Prüfungsplanung und das Team.
Karriere als Wirtschaftsprüfer: Tipps für Studenten
Was finden Sie an Ihrem Job besonders spannend?
Durch die Nähe zum Mandanten lernt man viele Persönlichkeiten in unterschiedlichen Ebenen kennen. Schon im ersten Berufsjahr kommt man in Kontakt mit der Geschäftsführungsebene. In welchem anderen Job hat man das schon? Darüber hinaus ist es spannend, die Entwicklung der einzelnen Gesellschaften, die wir über mehrere Jahre hinweg prüfen und begleiten, mitzuerleben: neue Geschäftsideen, Wachstum, Börsengänge, aber auch Wirtschaftskrisen und Insolvenz.
Was würden Sie Studierenden raten, die eine Karriere in der Wirtschaftsprüfung anstreben?
Wer einen Einstieg in der Wirtschaftsprüfung anstrebt, sollte auf jeden Fall folgende Eigenschaften mitbringen: Flexibilität, Spaß an der Arbeit mit Menschen, Eigenverantwortung und natürlich eine gewisse Affinität für Zahlen.
Steckbrief
Jacqueline Jürgens
Position: Senior-Assistentin in der Wirtschaftsprüfung
Alter: 27
Studium: Universität Augsburg, Wirtschaftsrecht (Diplom; 2012)