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Praktikumswahl : Interview: Praktikum bei großem oder kleinem Unternehmen?

  • -Aktualisiert am

Großer Konzern, kleines Unternehmen oder Start-up? Bei der Unternehmenswahl kommt es auf die Intention des Praktikanten an. Bild: Rawpixel Ltd/iStock/Getty Images

Ist für ein Praktikum ein großes Unternehmen oder ein kleiner Betrieb besser? Veronika Latzel, Geschäftsführerin von Struss und Partner Karrierestrategien aus Hamburg, gibt Antworten.

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          Frau Latzel, was sollte ein Praktikant am besten wählen: ein großes Unternehmen oder einen kleinen Betrieb?
          Im Hinblick auf die Kriterien, die über ein gelungenes Praktikum entscheiden, ist nicht die Größe eines Unternehmens relevant, sondern in erster Linie die Persönlichkeit des Praktikanten und seine Intention. Um einen Praktikumsplatz sinnvoll zu wählen, sollte der Praktikant sich zunächst bewusst sein, welche Erwartungen er an das Praktikum stellt: Soll dieses einen ersten Anhaltspunkt geben, wohin das Studium führen kann? Oder soll es den Grundstein für eine Karriere legen? Dient es dazu, sich zu orientieren oder sich zu positionieren? Darauf basierend kann man eine Empfehlung geben, ob eher ein Großunternehmen in Frage kommt oder eine kleinere Firma.

          Wie würde Ihre Empfehlung ausfallen?
          Wer weiß, dass er Karriere im statusorientierten Sinne machen will, kann mit einem Praktikum bereits den ersten Schritt in diese Richtung gehen. In der Unternehmensberatung, beim Branchenprimus oder im DAX-Konzern zu hospitieren sorgt für eine prestigeträchtige Basis im Lebenslauf. Personaler lesen solche Stationen wie einen Eignungsnachweis. Sie belegen, dass es der Bewerber geschafft hat, sich im Wettbewerb um ein Praktikum bei einem Großunternehmen durchzusetzen. Das hinterlässt einen guten Eindruck.

          Praktikanten, für die der Name des Unternehmens eine untergeordnete Rolle spielt und stattdessen die praktische Erfahrung und die eigenständige Projektarbeit zählen, sind meist in einem kleineren bis mittleren Unternehmen oder in einem Start-up besser aufgehoben. Hier haben sie mehr Möglichkeiten, sich einzubringen und auszuprobieren. Sie können Prozesse näher und enger begleiten, in verschiedene Bereiche hineinschnuppern und Verantwortung übernehmen. Denn: Je kleiner das Unternehmen, desto wichtiger ist der Beitrag des einzelnen Praktikanten.

          Woran erkennt man als Praktikant, ob man besser in ein Großunternehmen oder etwa ein Start-up passt?

          Der Praktikant sollte seine eigene Motivation hinterfragen und identifizieren, welche Faktoren sich positiv auf seine Einstellung und seinen Antrieb auswirken. Wer beispielsweise leistungsorientiert ist, aber einen festen Rahmen benötigt, ist in einem Konzern besser aufgehoben. In einigen Großunternehmen besteht ein Praktikantenprogramm, das die Betreuung sicherstellt und Prozesse durch die Personalabteilung vorgibt. In kleineren Unternehmen sind Abläufe häufig dynamischer, erfordern schnelles Umschalten und mehr Selbständigkeit.

          Wie unterscheiden sich Große und Kleine in Bezug auf ihre Anforderungen?
          Insbesondere Konzerne ziehen oft formale Kriterien wie die bisherigen Noten, die Studienausrichtung und die Hochschule zur Selektion heran. Bewerber, die sich für einen Arbeitgeber außerhalb ihres Fachbereichs interessieren oder weniger starke Leistungsnachweise haben, sollten sich dennoch nicht entmutigen lassen. Sie sollten sich trotzdem bewerben und den Fokus auf ihr Anschreiben legen. Das Anschreiben sollte selbstbewusst darauf eingehen, dass der Bewerber kein naheliegender Kandidat ist, und überzeugende Argumente liefern, weshalb er dennoch geeignet ist. Wer die Konkurrenz scheut, hat in kleineren Unternehmen eine bessere Chance. Hier kommt es stärker auf die Stimmigkeit im Team und die individuelle Leistungsmotivation an.

          Was gilt es sonst noch bei der Entscheidung zum Praktikumsunternehmen zu beachten?

          Wer in ein stark nachgefragtes Unternehmen Einblick gewinnen will, sollte sich bereits ein Jahr vor dem geplanten Praktikumsbeginn bewerben. Kleinere Betriebe sind hingegen flexibler und können häufig auch kurzfristig einen Praktikumsplatz anbieten. Auch die räumliche Nähe ist ein Kriterium. Wer plant, mit dem Praktikum einen Fuß in die Tür zu setzen und beispielsweise eine Werkstudententätigkeit oder Abschlussarbeit anzuschließen, sollte auch tatsächlich vor Ort verfügbar sein. Unabhängig von der Karriereorientierung sollten Bewerber beachten, dass sie mit jedem Praktikum ihre eigene Geschichte, ihre Vita, fortschreiben. Wer in seinen Praktika zwischen vielen sehr unterschiedlichen Branchen schwankt, wirkt sprunghaft und unstet. 

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