Immer noch Hanna
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Mit gepackten Koffern: Demo von Beschäftigten an der Goethe-Universität in Frankfurt Bild: Albermann, Martin
Junge Wissenschaftler hangeln sich von einer Befristung zur nächsten. Das wollte das Bildungsministerium mit einer Reform ändern. Doch die Forschenden glauben: Damit wird alles nur noch schlimmer.
Im Februar weiß Simone Claar nicht, wie es für sie beruflich weitergehen wird. Eine Situation, die die 39-Jährige fast ihre ganze Karriere lang begleitet hat: Seit dem Jahr 2008 hangelt sich Claar von einer befristeten Arbeitsstelle zur nächsten. Claar arbeitet als Nachwuchsgruppenleitung am Institut für Politikwissenschaft in Kassel. Das, was sie erlebt, kennen viele junge Wissenschaftler. Und nur wenige wollen sich das so noch gefallen lassen.
Kritik an den Arbeitsbedingungen im Wissenschaftsbetrieb gibt es schon lange. Seit Juni 2021 wird der Konflikt auch im Internet ausgetragen: Auf der Social-Media-Plattform Twitter protestieren deutsche Wissenschaftler mit den Hashtags #IchBinHanna und #IchBinReyhan gegen die Zustände im Wissenschaftsbetrieb. Hanna ist eine fiktive Biologin aus einem animierten Erklärvideo des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF). In dem Video heißt es, dass die befristeten Verträge dabei helfen, dass „nicht eine Generation die Stellen verstopft“. Das führte zu einem Hagel an Kritik – unter dem Hashtag #IchBinHanna, mit dem bis heute im Internet protestiert wird. Wissenschaftlerin Reyhan Şahin will mit ihrem Hashtag vor allem auf marginalisierte Gruppen im Wissenschaftsbetrieb aufmerksam machen. Ob Hanna oder Reyhan, kritisiert wird vor allem die Befristungspraxis und die damit verbundenen unsicheren Karriereperspektiven.
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