Virtuelle Lehre an Unis : Haltet es einfach!
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Eine Online-Vorlesung wird vorbereitet, im kommenden Sommersemester wird sie allerdings hauptsächlich am Schreibtisch aufgenommen werden. Bild: Picture-Alliance
Am 20. April beginnt das Sommersemester ohne Präsenz. Allein an der Uni Frankfurt werden knapp 600 Professoren wieder zu Lernenden. Ein Interview mit Sarah Voß-Nakkour, die den Sprung ins Digitale organisiert.
Frau Voß-Nakkour, Sie sind Leiterin im Bereich Medienproduktion an der Goethe-Universität Frankfurt. Womit verbringen Sie dieser Tage Ihre Zeit?
Ich verbringe im Augenblick meine Zeit damit, die vielen Anfragen, die sich aufgrund der aktuellen Situation häufen, mit meinem Team gemeinsam anzugehen. Die aktuelle Lage ist so: Der Semesterbeginn wurde zwei Wochen nach hinten verschoben, auf den 20. April. Die neueste Information besagt, dass es an der Universität Frankfurt zunächst bis Ende Mai keine Präsenzveranstaltungen geben wird, sondern nur virtuelle Lehre. Darauf müssen wir uns jetzt alle einstellen. Wir sind daher in engem Kontakt mit dem Präsidium und anderen Einrichtungen, wobei es um eher strategische Themen geht: Wie können wir die Lehrenden in der jetzigen Situation am besten unterstützen? Der andere große Teil meiner Arbeit besteht in der Verbesserung unserer eigenen Angebote als zentraler E-Learning-Einrichtung. Es geht darum, unser Wissen zum Beispiel aus unserer Workshopreihe Lehrenden als reines Online-Angebot zur Verfügung zu stellen.
Ist Ihre Abteilung momentan nicht stark unterbesetzt?
Auf jeden Fall. Es ist Wahnsinn, wie wir jetzt nachgefragt werden. Wir werden als E-Learning-Einrichtung plötzlich stark wahrgenommen, weil alle Lehrenden vor der Situation stehen, ihre Inhalte im neuen Semester möglichst online anzubieten. Und da fehlt einfach noch viel Knowhow. Wir sind aber alle hochmotiviert, uns dieser Herausforderung anzunehmen.
An der Universität Frankfurt gibt es fast 600 Professoren und mehr als 3000 wissenschaftliche Mitarbeiter. Sehr viele von ihnen sollen in wenigen Tagen mit digitaler Lehre beginnen. So etwas nach Ihren Vorgaben kurzfristig auf die Beine zu stellen, ist schwierig.
Ja. Gewisse Online-Angebote bereitzustellen, ist sicher für viele machbar. Aber es ist eine extreme Herausforderung, sie in kürzester Zeit umzusetzen. Wir versuchen, die Lehrenden dahingehend zu unterstützen, dass wir viele Anleitungen und Tutorials erstellen oder auch grundsätzliche Empfehlungen geben. So raten wir von der Vorstellung ab: „Ich halte meine Vorlesung einfach online, mache eine Video-Konferenz, zu der sich die Studierenden einloggen“. Da müssen wir klar vermitteln, dass dies aus vielen Gründen nicht so einfach geht. Zum einen sind die Systeme nicht darauf ausgerichtet, dass sie plötzlich massenweise in einer Live-Situation genutzt werden. Zum anderen ist es, das merke ich gerade selbst auch in vielen virtuellen Meetings, viel anstrengender, in Online-Veranstaltungen zuzuhören. Wir schlagen als Alternative daher vor, Veranstaltungen asynchron zu gestalten, also zum Beispiel Inhalte am Schreibtisch aufzuzeichnen und auf unseren Lernplattformen hochzuladen. In einem weiteren Schritt kann man darüber nachdenken, wie man mit den Studierenden weiter in Kontakt kommt.
Mit wie vielen Dozenten haben Sie heute schon gesprochen?
Wir sammeln die Anfragen und verteilen sie auf die unterschiedlichen Teams. Wir haben ein Ticketsystem erstellt, das auch das Hochschulrechenzentrum und das IKH (Interdisziplinäres Kolleg Hochschuldidaktik) umfasst. Wir filtern nach Themen. Wer Fragen zur Aufzeichnung von Vorlesungen hat, wird zum E-Lecture-Team weitergeleitet, wer Fragen zu unserem Autorensystem LernBar hat, an das entsprechende Team. In unserem eigenen Ticketsystem, dem von Studiumdigitale, hatten wir heute ungefähr 50 Anfragen, die bearbeitet wurden. Wobei wir eher versuchen, die Anfragen nicht telefonisch entgegenzunehmen, da wir alle im Homeoffice sind und auch noch andere Verpflichtungen haben. Wir kommunizieren mit den Lehrenden hauptsächlich über E-Mail.