Der Fall des Professors Uhlig
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Harald Uhlig Bild: DAVIDS
Enttäuscht, beschämt, verärgert: Wie sich die Rassismus-Debatte um den bekanntesten deutschen Ökonomen in Amerika zuspitzt.
Harald Uhlig, der bekannteste deutsche Ökonom in den Vereinigten Staaten, muss um seine berufliche Existenz fürchten als Volkswirtschaftsprofessor der Universität Chicago und als Chef-Herausgeber eines der wichtigsten wissenschaftlichen Journale seiner Zunft. Seine kritischen Kommentare auf Twitter zur „Black Live Matters“-Bewegung waren von zahlreichen Kollegen als herablassend und rassistisch verunglimpfend gegenüber Schwarzen empfunden worden. Dazu kommt ein Vorfall aus seinem Unterricht, der für Furore sorgt und nun auch seine Professorenstelle bedroht.
Uhlig ist bereits von seiner Rolle als Chef-Herausgeber des „Journal of Political Economy“ auf ungewisse Zeit beurlaubt worden. Die Zeitschrift ist eines der fünf wichtigsten Wissenschaftsjournale der Ökonomie. Elite-Hochschulen in den Vereinigten Staaten machen Veröffentlichungen in eine dieser Zeitschriften zur Voraussetzung für eine akademische Karriere. Der Chef-Herausgeber hat eine machtvolle Rolle bei der Auswahl der Arbeiten für die Veröffentlichung. Nachdem Uhlig die politische Bewegung Black Lives Matter in sarkastischem Ton kritisiert hatte, kamen viele Ökonomen in den Vereinigten Staaten zu dem Schluss, er könne der Anforderung an seine Rolle als unvoreingenommener „Torwächter“ des Journals, der mitentscheidet, welche Forschung relevant sei, nicht mehr ausüben. „Wenn Leute seine öffentlichen Kommentare lesen, schicken sie ihm bestimmte Arbeiten nicht mehr, das ist nicht gut für das Journal“, sagt der Afroamerikaner Gary Hoover, Chef der volkswirtschaftlichen Fakultät der Universität von Oklahoma.
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