Niemand denkt für sich allein
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Philosophen wie Hegel sind unter Rassismus-Verdacht geraten. Die Fachphilosophie kann dies historisch einordnen. Bild: Archiv
Die Philosophie lebt vom Mythos des einsamen Genies. Was leistet sie als Fachwissenschaft an der Universität? Ein Gastbeitrag.
Es gibt seit langer Zeit das Gerücht, dass wir es mit zwei Sorten von Philosophie zu tun haben. Die eine findet in der Universität statt und wird von verbeamteten Universitätslehrerinnen betrieben. Die andere spielt sich in der öffentlichen Welt ab, ist das Geschäft von Freigeistern. Die eine ist so gestrig und selbstreferentiell wie die Tweed-Sakkos ihrer Protagonisten, die andere ist gegenwärtig, bedient sich aller modernen Medien und ist sogar modisch gekleidet.
Das Gerücht hat eine eigene Herkunftsgeschichte, die einhergeht mit Schopenhauers Begriffsprägung „Universitätsphilosophie“ und seiner Behauptung, dass Philosophie als Profession dem Projekt freier Wahrheitsforschung überwiegend Nachteile bringt. Über Nietzsches Rede von der Unmöglichkeit der Philosophie auf Universitäten bis zu Adornos Hinweis darauf, dass die Philosophie in der unaufhebbaren Spannung steht, Fach und zugleich Nicht-Fach zu sein, schwelt das Gerücht in den Kreisen engagiert Philosophierender.
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