Karriere im Journalismus : Ich mach „was mit Medien“
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Der Journalismus schippert in eine ungewisse Zukunft. Bild: Marina Pepaj
Journalist werden ist für viele noch immer ein Traumberuf. Doch die Branche ist im Umbruch. Eine Karriere macht das nicht leichter.
Online-Magazine, soziale Medien, Blogger, Youtuber und Instagram-Influencer – das gab es alles schon, und Facebook war geradezu ein alter Hut, als Clara Westhoff beschloss, ihre Zukunft im Printjournalismus, am liebsten im Politikressort, zu suchen. Das war im Jahr 2015: Westhoff war da gerade auf der Zielgerade zum Abitur und eine von diesen „Handyabhängigen“, wie sie selbst sagt. Aber zugleich und bis zuletzt auch Chefredakteurin der Schülerzeitung ihres Hamburger Gymnasiums: „Ich finde, es gibt nichts Geileres, als ein Magazin in die Hand zu nehmen, aufzuschlagen und darin seinen eigenen Text zu finden. Das bleibt und ist für mich viel aufregender als eine Online-Veröffentlichung“, sagt Westhoff.
Im Netz findet man den Namen der heute 22 Jahre alten angehenden Journalistin im Impressum des Inneneinrichtungs-Magazins „AD Architectural Digest“. Genauer in der „Redaktion ad-magazin.de“. Was auch bedeutet, dass die junge Frau noch nicht am Ziel ihrer Träume angekommen ist. „Ich bin jetzt tatsächlich in der Online-Redaktion gelandet, aber ich versuche daran zu arbeiten, dass nicht das eine gegen das andere ausgespielt wird.“ Hinter ihrem Namen steht in Klammern die Funktionsbezeichnung „Trainee“. Das sei aber wie ein Volontariat, „eine redaktionelle Ausbildung“, betont Westhoff.
Trainee und Volontariat sind nicht dasselbe, sagt dagegen der Medienjournalist Günther Bähr. „Ein Volontariat ist in Deutschland von den Verlegerverbänden geregelt, in der Regel auf zwei Jahre angelegt und führt zu der Berufsbezeichnung Redakteur.“ So wie Westhoff wollte Bähr nach dem Abitur so schnell wie möglich in den Printjournalismus einsteigen und volontierte mit 18 Jahren in der Redaktion des Flensburger Tageblatts. Der entscheidende Unterschied: Das war vor mehr als 50 Jahren. „Das würde es heute nicht mehr geben“, sagt Bähr. Nicht nur, weil der Beruf akademisiert wurde und so mancher angehende Volontär eine Dreifachqualifikation aus Studium, freier Mitarbeit und Journalistenschule vorweisen muss, sondern auch, weil sich die Medienlandschaft stark verändert hat.
Digitaler Wandel
Als Günther Bähr in den siebziger Jahren in die Medienwelt einstieg, war das eine Branche auf Expansionskurs. „Die Hörzu war eine Gelddruckmaschine, der Stern beschäftigte 22 Fotografen, und der Bauer-Verlag kaufte in nur einer Nacht 69 Zeitschriften“, erinnert sich Bähr an die „Hoch-Zeit der Illustrierten“. Sie ist vorbei. Heute findet man viel Klatsch, Promis und Lifestyle online, nur eben gratis: „Alles umsonst ins Netz zu stellen war der Kardinalfehler. Diesen Geist kann man nicht in die Flasche zurückholen“, gibt sich Bähr pessimistisch und empfiehlt ein Jurastudium oder eine abgeschlossene Berufsausbildung, in jedem Fall Fachwissen und ein guttrainiertes Gedächtnis als Grundlage für den Beruf. Nicht nur auf den Journalismus festgelegt zu sein, ist aus Sicht des 74 Jahre alten Fachmanns auch eine Art Zukunftssicherung: „Wenn es mal eng wird.“