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Bioökonomie : Das nächste große Ding

  • -Aktualisiert am

Die Universität Hohenheim hat aktuell 120 Studierende im Studiengang Bioökonomie, davon hat die Hälfte einen internationalen Hintergrund. Bild: dpa

Die Welt steuert unweigerlich auf ein Ende des fossilen Zeitalters zu. Was danach kommt, lernen Studierende im Studiengang Bioökonomie: Wie man Wirtschaft nachhaltig gestaltet und auf nachwachsende Rohstoffe umstellt.

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          Ein Fach, zwei Fragen – so ist es oft, wenn Linda Segerer von ihrem Bioökonomie-Studium erzählt. Die erste Frage lautet: „Was soll das sein?“ Die zweite: „Und was kannst du damit machen?“ Dann berichtet die 21 Jahre alte Studentin, dass es darum gehe, die Wirtschaft nachhaltig zu gestalten, von fossilen auf nachwachsende Rohstoffe umzustellen – und sie nach Abschluss eines entsprechenden Masterstudiengangs in das Nachhaltigkeitsmanagement eines Unternehmens einsteigen möchte. In der Regel geben sich die Gesprächspartner damit zufrieden, weil die Antwort ins Bild passt: „Ich war schon immer auf dem Ökotrip“, sagt Segerer.

          Dennoch wusste die Abiturientin aus Parsberg in Bayern zunächst nicht, was sie studieren wollte, ging erst mal für ein halbes Jahr nach Lateinamerika und schaute sich anschließend bei den Universitäten ihres Heimatlandes um. An der Technischen Universität München (TUM), genauer am Campus „Straubing für Biotechnologie und Nachhaltigkeit“, fand sie den zweisprachigen Studiengang der Bioökonomie: Naturwissenschaften, unterrichtet auf Deutsch, Wirtschaftswissenschaften, unterrichtet auf Englisch, dazwischen Grundlagen der Mathematik, Statistik und Informatik. „Dass es so breit aufgestellt ist, hat mich angesprochen. Sorge machte mir die Zweitsprache Englisch“, sagt Segerer, die in einer ersten Kohorte von nicht mal 20 Kommilitonen den Sprung ins kalte Wasser wagte: Der Studiengang ist Neuland. Lediglich die Uni Hohenheim bietet unter demselben Titel seit sechs Jahren einen Masterstudiengang an.

          Im Kleinen forschen für das Große

          Das mag verwundern, wenn man sich vor Augen führt, dass Bayern wie Baden-Württemberg, Deutschland wie die EU die Bioökonomie längst zu ihrem Zukunftsmodell gemacht haben. Gemeint ist eine Form des Wirtschaftens, „die auf der effizienten Nutzung von biologischen Ressourcen wie Pflanzen, Tieren und Mikroorganismen basiert“, heißt auf der Plattform bioökonomie.de, die das Bundesministerium für Bildung und Forschung betreibt. Die zuständige Ministerin Anja Karliczek (CDU) hat Bioökonomie zum Thema des Wissenschaftsjahrs 2020 gemacht, weil es Wissenschaft und Gesellschaft gleichermaßen betrifft. Es bietet eine Menge Diskussionsstoff, wenn der Landwirt um die Ecke plötzlich für Chemiekonzerne produziert – zukünftig in größerem Stil, als es bei Zuckerrüben oder Mais bisher der Fall war.

          „Alle wollen, dass wir kein Öl verwenden, gleichzeitig hat jeder ein ungutes Gefühl, wenn es heißt: Wir machen aus Lebensmitteln Rohstoffe“, macht Wirtschaftsprofessor Sebastian Goerg am Campus Straubing das Spannungsverhältnis deutlich. Angehende Bioökonomen sollen dazu nicht nur etwas sagen, sondern auch die Bevölkerung mitnehmen können. „Sie begleiten den Wandel und können hinterher an der Schnittstelle zwischen Wirtschaft, Politik und Technik arbeiten“, erklärt der Verhaltensökonom die Idee seines wirtschaftswissenschaftlichen Studiengangs. Volkswirtschaftslehre und Kreislaufwirtschaft haben einen großen Anteil, aber auch Grundlagen in Chemie, Biologie und Ingenieurwissenschaften werden abgefragt. „Man sollte schon mit Mathe zurechtkommen und sich ansonsten nicht abschrecken lassen“, sagt Segerer.

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