Aufstand der Entfremdeten
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Gegen die unterkühlte Gesellschaft: Demonstrantin in Barmbek Bild: Imago
Nach einer Studie sind die neueren Protestbewegungen das Produkt einer neurotisch verzerrten Skepsis. Die Ursachen dafür liegen oft schon lange zurück.
Woche für Woche versammelt sich bei den Demonstrationen der „Querdenker“ ein äußerst heterogenes Spektrum. Oft laufen Rechtsextreme, Identitäre und Neonazis vorneweg. Mit erstaunlich wenig Berührungsangst reihen sich dahinter Anthroposophiegläubige und esoterische Spinner ein. Regelmäßig sind aber auch Friedensbewegte, Antiautoritäre und zivilgesellschaftlich engagierte Bürger mit von der Partie, die ihre Stimme bislang den Grünen oder der Linken gaben. Wie kann so Widersprüchliches zusammenfinden?
In ihrer jüngst vom Frankfurter Institut für Sozialforschung als Arbeitspapier veröffentlichten Studie „Autoritarismus und Zivilgesellschaft“ erforschen die politischen Soziologen Maurits Heumann und Oliver Nachtwey, wie sich unter Unterstützern progressiver Bewegungsorganisationen autoritäre Einstellungsmuster entwickeln. Sie wollen so die „äußerst paradox anmutende Mischung und Gleichzeitigkeit verschiedener ideologischer Strömungen“ verstehen, wie sie auch die „Querdenker“ kennzeichne. Damit knüpfen sie an frühere Forschungen an, die Nachtwey mit Nadine Frei und Robert Schäfer vorlegte, etwa zur „Politischen Soziologie der Corona-Proteste“ oder die jüngst viel diskutierte Studie zum Einfluss anthroposophischen Gedankenguts im Milieu der Impfverweigerer mit dem Titel „Quellen des ‚Querdenkertums‘“.
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