Unehrliche Ehrlichkeitsforschung
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Dan Ariely 2010 in Berlin Bild: Julia Zimmermann
Eine berühmte Studie des weltweit bekannten Psychologen und Verhaltensökonom Dan Ariely entpuppt sich als Täuschung. Der Fälschungsskandal zeigt, wie wichtig Replikationen in der Wissenschaft sind. Ein Gastbeitrag.
Wie lässt sich die Ehrlichkeit von Angaben in einem Steuerformular, einer Versicherungsmeldung oder bei einer Prüfungsleistung erhöhen? Angeblich dadurch, dass gleich zu Beginn und nicht erst am Ende eines Formulars per Unterschrift zugesichert wird, dass alle Angaben wahrheitsgemäß gemacht wurden. Das berichtet eine viel zitierte Studie von Lisa Shu, Nina Mazar, Francesca Gino, Dan Ariely und Max H. Bazerman, die 2012 im renommierten Fachjournal PNAS der Amerikanischen Akademie der Wissenschaften erschienen ist. Einer der Hauptautoren ist der prominente Psychologe und Verhaltensökonom Dan Ariely, dessen Bestseller über irrationales Handeln („Denken hilft zwar, nützt aber nichts“), psychologische Entscheidungstheorie („Der Ikea-Effekt“) und Forschungen über Lüge und Ehrlichkeit („Unerklärlich ehrlich“) auch hierzulande einen großen Leserkreis gefunden haben. Große Zeitungen haben dutzendfach über die Forschung von Ariely berichtet.
Weltweit interessierten sich Steuerbehörden und Versicherungsgesellschaften für die Forschungsergebnisse. Der behauptete „Ehrlichkeitseffekt“, der sich als kostenloser „Schubser“ so gut eignen könnte, um Menschen auf den rechten Weg zu bringen, Steuereinnahmen zu erhöhen und Versicherungsbetrug zu verringern, hatte nur einen Schönheitsfehler:
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