Das Ende der Hausarbeit
- -Aktualisiert am
Immer auch ein guter Ort fürs Schreiben von Hausarbeiten: Blick in den großen Lesesaal der Uni-Bibliothek in Dresden Bild: dpa
Sprachprogramme wie ChatGPT revolutionieren das Prüfungswesen an den Hochschulen. Lassen sich Täuschungen überhaupt noch aufdecken? Ein Gastbeitrag.
Die Zeiten sind vorbei, in denen man in der Uni-Einführungsklausur die langen Haare wie einen Vorhang vor das Gesicht fallen ließ, um unauffällig nach rechts und links zu schielen. Heute treffen wir meist analog sozialisierten Professoren auf eine Internetgeneration, die uns um Längen voraus ist. Das habe ich gemerkt, als ich mit einem befreundeten, älteren Kollegen eine Wette machte: Ich wollte ihm eine Fälschung einreichen, die er als solche nicht identifizieren würde. Ich lud einen bekannten wissenschaftlichen Aufsatz aus dem Internet herunter, gab ihn bei dem Sprachprogramm DeepL zum Übersetzen ins Französische ein und ließ ihn dann wieder von Französischen ins Deutsche zurückübersetzen.
Voilà, ich hatte einen völlig neuen Text gleichen Inhalts. Ich musste nur noch das Resultat an wenigen Punkten etwas retuschieren. Hin und wieder habe ich die Satzstellung verändert, hier und da mal ein Adjektiv ersetzt, und schon waren weder mein Kollege noch das Internet in der Lage, die Quelle ausfindig zu machen. Es hat mich weder Zeit, Geld oder Mühen gekostet.
Zugang zu allen exklusiven F+Artikeln
2,95 € / Woche
- Alle wichtigen Hintergründe zu den aktuellen Entwicklungen
- Mehr als 1.000 F+Artikel mtl.
- Mit einem Klick online kündbar
Login für Digital-Abonnenten
Sie haben Zugriff mit Ihrem F+ oder F.A.Z. Digital-Abo