Sprachaktivisten erreichen nur ihr Milieu
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Ein Genderstern-Graffiti an einer Mauer in der Hafencity von Hamburg Bild: Vario
Sie wollen alle ansprechen, doch das gelingt kaum. Am beliebtesten ist die Gendersprache bei den Befürwortern staatlicher Regulierung. Ein Gastbeitrag.
Man wolle „Politik für alle Menschen machen, und das bedeutet, auch alle anzusprechen“. So formulierte es die grüne Kanzlerkandidatin im Bundestagswahlkampf 2021. Ähnliche Texte lassen sich mühelos auf beinahe jeder Universitätshomepage, beim ZDF, in Stadtverwaltungen oder bei Unternehmen finden. Sogar Verlage fordern unverhohlen dazu auf, offizielle Schreibregelungen zu boykottieren, um mit einer als „gerecht“ betitelten Gendersprache endlich „alle anzusprechen“. Aber wer möchte überhaupt durch einen solchen Sprachgebrauch adressiert werden?
Dieser Frage ist unlängst der Politologe Sebastian Jäckle nachgegangen (Per aspera ad astra – Eine politikwissenschaftliche Analyse der Akzeptanz des Gendersterns in der deutschen Bevölkerung auf Basis einer Online-Umfrage, in: Politische Vierteljahresschrift 63/3). Um die bei solchen Themen erwartbare Emotionalität zu vermeiden, wählte er zur Erfassung der Sprachpräferenzen einen indirekten Weg. Seine mehr als zehntausend Probanden konnten sich anlässlich einer Befragung zu verschiedenen politischen Themen vorab selbst entscheiden, ob sie die einzelnen Fragen lieber in „gendergerechter“ Form oder wahlweise auch im generischen Maskulinum präsentiert bekommen.
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