Die Leiterin des Instituts, Andrea Pataki-Hundt, hinter den Naumburger Chorbüchern. Sie sind so schwer, dass man sie nur zu zweit tragen kann. Bild: Marcus Simaitis
Nach den Menschen sind die Bücher dran
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Die Flut im vergangenen Sommer hat auch tausende Kulturgüter schwer beschädigt. Studierende in Köln versuchen, wenigstens ein paar von ihnen für die Nachwelt zu retten.
Das Buch, über das nun schwarz behandschuhte Hände streichen, ist viel gereist in den vergangenen Monaten. Lea Michalk sieht die Spuren in dem fleckigen Papier: feine braune Linien, die von oben nach unten laufen. „Katastrophenschäden gehören dazu“, sagt Forscherin Doris Oltrogge. Sie schaut fast liebevoll auf das geschundene Buch auf dem Seziertisch der Restauratoren, zerlegt in seine Einzelteile.
Das Buch wurde 1887 das erste Mal gebunden, aber seine Reise hat erst im vergangenen Jahr begonnen. Notgedrungen. Es stammt aus Bad Neuenahr-Ahrweiler. Ein Ort, den vor dem 15. Juli nur wenige außerhalb von Rheinland-Pfalz kannten. Die Wassermassen der Ahr begruben in der Nacht des 14. Juli auch das Buch, das nun vor Studentin Lea Michalk liegt, unter Schlamm. „Nach Klo“ habe es gerochen, sagt Michalk, als sie versuchte, den Dreck, so fest wie Zement, mit einem Schwamm wieder abzuwaschen. Die Leiterin des Instituts für Restaurierungs- und Konservierungswissenschaft an der TH Köln, Andrea Pataki-Hundt, hat ein Semester lang gewartet, bis sie Michalk das Buch zum Restaurieren gab – auch weil der Gestank nicht zumutbar gewesen sei. „Es war unglaublich unangenehm“, sagt die Professorin.
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