Duales Studium : Niemals richtig Semesterferien
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Froh über die Möglichkeit: Theorie und Praxis gleichzeitig kennenzulernen. Bild: Matthias Lüdecke
Während sie im Unternehmen ackern, liegen ihre Kommilitonen im Sommer am See: Dual Studierende haben viel Stress. Aber es lohnt sich.
Der Lebenslauf von Florian Steinkamp ist beeindruckend: Sechs Jahre nach seinem Abitur kann der 24 Jahre alte Student einen Bachelor in Informatik, eine Ausbildung zum Fachinformatiker für Systemintegration, vier Jahre Berufserfahrung und ab nächstem Jahr wahrscheinlich auch einen Master vorweisen. „In Bewerbungsgesprächen sind die Unternehmen begeistert von der praktischen Erfahrung, die ich mitbringe“, sagt Steinkamp. Zwischen 2013 und 2017 absolvierte er eine Ausbildung in der IT-Abteilung eines sozialwissenschaftlichen Beratungsunternehmens in Münster und studierte gleichzeitig Informatik an der örtlichen Fachhochschule.
Ausbildungswege wie der Steinkamps sind in Deutschland keine Seltenheit mehr. Wie eine unlängst vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg veröffentlichte Studie zeigt, ist die Zahl der dual Studierenden und der beteiligten Betriebe in den vergangenen Jahren kontinuierlich gestiegen. Rund vier Prozent aller Studierenden in Deutschland absolvieren derzeit ein duales Studium. Waren es im Jahr 2004 noch 40 000 dual Studierende, sind es heute mehr als 100 000. Im Vergleich zu klassischen Studiengängen gebe es in dualen einen höheren Männeranteil und weniger Studierende mit ausländischer Staatsangehörigkeit, heißt es in der Untersuchung.
Die FH Münster ist eine von 225 Hochschulen und Akademien, die in Deutschland knapp 5000 duale Studiengänge anbieten. Nach ihrem Abschluss haben die Absolventen einen Bachelor und eine abgeschlossene Ausbildung. „Hier werden die Führungskräfte der Zukunft ausgebildet“, sagt Christopher Meier, Geschäftsführer des Geschäftsbereichs Aus- und Weiterbildung der IHK Köln. Das duale Studium sei der Königsweg unter den Studienmöglichkeiten. Die Verknüpfung von Theorie und Praxis vermittle den Studierenden das theoretische und praktische Fundament für ein erfolgreiches Berufsleben, sagt Meier. In einer Umfrage des Online-Portals wegweiser-duales-studium.de und der Hochschule Fresenius gaben über 70 Prozent der befragten Studierenden an, dass die Abwechslung zwischen Theorie und Praxis den besonderen Reiz des dualen Studiums ausmache.
„Kombination von Theorie und Praxis“
Das sieht auch Alexander Reichenbach so. Er ist 22 Jahre alt und hat bei der Daimler AG in Berlin dual Wirtschaftsinformatik studiert. „Durch die Kombination von Theorie und Praxis hat man die Möglichkeit, viel des in der Uni Gelernten direkt selbst anzuwenden und zu sehen, was davon wirklich praktischen Wert hat“, sagt Reichenbach. Außerdem lerne man das Berufsfeld, das man sich ausgesucht habe, direkt so kennen, wie es wirklich ist – „das macht es viel einfacher, zu erkennen, ob man sich in dem Unternehmen eine berufliche Zukunft vorstellen kann“.
Auch Meier von der IHK sieht darin den großen Vorteil gegenüber reinen Bachelorstudierenden: „Studenten von der Universität kommen zwar mit einem guten theoretischen Wissen auf den Arbeitsmarkt, müssen aber erstmal lernen, wie sie das Gelernte im Unternehmen anwenden.“ Absolventen eines dualen Studiums hingegen brauchten viel weniger Einarbeitungszeit. „Sie können schon ab dem ersten Arbeitstag Verantwortung in den Unternehmen übernehmen“, sagt Meier.