Die neue Macht der Berufseinsteiger
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Das süße Leben im Büro. Bild: Illustration Lilly Friedeberg
Bürohund, Wellnesstage und Prämien für Pünktlichkeit: So verwöhnen die Unternehmen ihre jungen Mitarbeiter. Der Wettbewerb um die besten Talente nimmt absurde Züge an.
Der Schornsteinfeger war dankbar, dass er genug junge Mitarbeiter gefunden hatte, um seinen Handwerksbetrieb aufrechtzuerhalten. Dass sich überhaupt noch ein Berufseinsteiger für seine wichtige, manchmal aber etwas anachronistisch anmutende Arbeit interessierte, ist in Zeiten des allgegenwärtigen Fachkräftemangels schließlich keine Selbstverständlichkeit. Aber ihm fiel schnell auf: Das Interesse seiner jungen Mitarbeiter bewegte sich in engen Grenzen. Vor acht Uhr war es grundsätzlich noch nicht erwacht. Die Neuen kamen oft so spät, dass er zu einer drastischen Maßnahme griff: Er zahlt ihnen jetzt eine Pünktlichkeitsprämie.
Da kann man schon mal stutzig werden: Pünktlichkeit, Eigeninitiative, Kenntnisse in der Word- und Excel-Nutzung – das waren lange Zeit Voraussetzungen für den Berufseinstieg. Wer das nicht mitbrachte, hatte auf dem Arbeitsmarkt keinen Spaß. In Zeiten des Fachkräftemangels zählen diese Weisheiten nicht mehr. Das führt zu einem bemerkenswerten Wandel. Nicht mehr die Mitarbeiter passen sich an die Berufswelt an, jetzt ist es umgekehrt. Wer sich unter Handwerkern, Büromanagern, Arbeitsvermittlern und Unternehmern umhört, stößt immer wieder auf das gleiche Bild. Ganze Organisationen krempeln sich um, um den Arbeitsalltag an die Kenntnisse und Fähigkeiten der neuen Mitarbeiter anzupassen.
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