
Exzellenz-Förderung : Noch so ein Sieg
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Die aufgewendete Energie ist enorm, der Ertrag mager: Geförderte Humboldt-Universität in Berlin. Bild: Picture-Alliance
Ein Wettbewerb, in dem es nur Sieger gibt, ist eigentlich keiner: Welche Universitäten über die Exzellenzinitiative gefördert werden und welche nicht, sagt so gut wie nichts aus.
Seit dreizehn Jahren bewerben sich deutsche Universitäten um die Auszeichnung als exzellent. Manche halten den Titel seitdem, andere konnten sich nur vorübergehend mit ihm schmücken. Die Energie, die so oder so aufgewendet wird, um diesen Status zu pflegen, zu sichern, zu erobern, ist ungeheuer. Rektorate und Präsidien kommen im Verlauf der immerwährenden Bewerbungsphase über Monate zu wenig anderem als zur Entwicklung von Konzepten, die sich als gewinnträchtig beim Schaulaufen vor internationalen Gutachtern erweisen sollen.
Das Schaulaufen selbst führt zu den seltsamsten Theateraufführungen und nicht immer würdevollen Versuchen, sich in das hineinzudenken, was die Gutachter vermutlich hören wollen. Drei Jahre dauert dem Vernehmen nach die gesamte Vorbereitung darauf. Am Ende winken im Wettbewerb um den Exzellenz-Titel „nur“ etwa zehn bis fünfzehn Millionen Euro jährlich je Gewinnerin, von denen man dann eigentlich noch die Vorbereitungskosten abziehen müsste.
Eigentlich stimmt so gut wie nichts
Vor allem aber winkt das offenbar unbezahlbare Renommee, auch wenn es nicht viel über die Unterschiede zwischen Tübingen und Göttingen sagt, wenn die eine Universität Exzellenzlorbeer trägt, die andere hingegen zur Ex-Exzellenz gehört. Kriterien für die Kür gibt es ohnehin nicht, es entscheidet das Dafürhalten beim Betrachten von Folien und Prospekten. Die Wissenschaftler selbst hält das Anfertigen immer neuer Anträge davon ab, wozu sie berufen sind: Lehre und Forschung. Verwerfungen beim wissenschaftlichen Nachwuchs kommen hinzu. Immer mehr Studenten werden als ewiger Nachwuchs in die Projektforschung hineingezogen, ohne dort einen dauerhaften Verbleib zu haben.
Derweil klagen die Hochschulen über rückläufige Grundfinanzierung sowie Abiturienten, die über elementare Fähigkeiten nicht verfügen und nachgeschult werden müssen. Wie exzellent auch immer eine Universität ist oder jedenfalls genannt wird, bei der Zulassung von Studenten nützt es ihr nichts. Hier gilt nach wie vor das Wort von der „unzulässigen Niveaupflege“, das vor Jahrzehnten das Bundesverwaltungsgericht geprägt hat. Deswegen sind alle Vergleiche der heutigen Exzellenz-Sieger ohne Niveaupflege mit den besten Universitäten Großbritanniens, Nordamerikas oder Frankreichs schief.
Genau so wie die Erwartung von Hochschul- und Forschungspolitikern, die allen Ernstes behaupten, der Wohlstand der Landes hänge vom Erschöpfungswettbewerb der Hochschulen um Projektmittel ab. Eigentlich stimmt so gut wie nichts, was über diesen Wettbewerb gesagt wird. Den schönsten Satz bei der Verkündung der Exzellenz-Universitäten sagte insofern Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) – weil es zugleich auch der logisch anspruchsvollste war: Sie gratulierte den Siegern und rief den Verlieren zu, diese hätten ihre Exzellenz ja längst bewiesen, weil sie im Wettbewerb so weit gekommen wären. Ein Wettbewerb, in dem es nur Sieger gibt oder Herzlichen Glückwunsch zum Nichtgewinn.