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Empfänglicher für alle Reize : Wie Hochsensible im Beruf bestehen

Ein ganz sensibles Pflänzchen: Die Orchidee Bild: Rainer Wohlfahrt

Sie hören mehr, sehen mehr und spüren mehr als ihre Kollegen: Hochsensible haben es in manchem Arbeitsumfeld schwer – aber unter den richtigen Bedingungen blühen sie auf.

          7 Min.

          Eine Hausarztpraxis zu betreiben ist eine Herausforderung. Für Mediziner, die von Fließbandabfertigung nichts halten und Schicksale hinter Körpern sehen, trifft das in besonderer Weise zu. Andrea Grimstad ist so eine Ärztin. Früh hat sie gemerkt, dass sie anders ist als andere, mehr sieht, fühlt, riecht. Mit einer gewissen Erleichterung hat die Frau aus Frankfurt festgestellt, dass es dafür eine Erklärung gibt. Sie gehört zu den rund 15 bis 20 Prozent, die als hochsensibel gelten. „Wir sind empfindsamer, nicht empfindlicher“, erklärt die Allgemeinmedizinerin, die sich inzwischen auf das Coaching von Hochsensiblen spezialisiert hat. Geprägt hat den Begriff „highly sensitive persons“ vor rund 25 Jahren Elaine Aron. Die amerikanische Professorin hat zur Wahrnehmungsverarbeitungssensibilität empirisch geforscht.

          Ursula Kals
          Redakteurin in der Wirtschaft, zuständig für „Jugend schreibt“.

          Es ist mehr als wahrscheinlich, am Arbeitsplatz auf Hochsensible zu stoßen, und sinnvoll, zu wissen, wie sie ticken. Was genau ist Hochsensibilität? Gemeint sind Menschen, die eine geringere Reizdämpfung, also eine größere Reizempfänglichkeit haben und in kurzer Zeit mehr Reize verarbeiten müssen. „Das Gehirn ist sozusagen anders verdrahtet“, erklärt Andrea Grimstad. Lärm, viele Menschen, grelles Licht, praller Terminplan, neue Situationen und wenig Schlaf erschöpfen Hochsensible schneller als andere, sie brauchen danach eine Pause. Ein neongrelles Großraumbüro, bevölkert von extrovertierten Kollegen – so ungefähr sieht die Hölle für Hochsensible aus, die sich nur mit Stellwänden, Noise-Cancelling-Kopfhörern und Auszeiten überstehen lässt. Märtha Louise von Norwegen, Prinzessin, die im Esoterischen unterwegs ist, veranschaulicht das in einem autobiographischen Buch zum Thema: „Du fühlst dich ein bisschen wie eine App auf einem Handy, die ununterbrochen Informationen hochlädt. Wenn du sie nicht stoppst, zieht sie eine Menge Strom aus deiner Batterie.“ In der Literatur geistert auch die Metapher von fragilen Orchideen.

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