Gründerserie : Die Gras-Papierschale für Bioäpfel
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Uwe D’Agnone Bild: Hedwig, Victor
Papier ist umweltfreundlicher als Kunststoff, verbraucht für die Herstellung aber viel Wasser und Energie. Der Unternehmer Uwe D’Agnone hat ein Verpackungsmaterial aus Gras entwickelt.
Die kleinen Pellets lassen zunächst an Trockenfutter für Tiere denken. Stolz präsentiert Uwe D’Agnone in seiner Hand die etwas krümeligen Röllchen. Mehr als fünf Jahre Entwicklungsarbeit hat er in sein Produkt gesteckt. Vom Bundesumweltministerium gab es dafür im vergangenen Jahr den Start Green Award, kürzlich konnte D’Agnone auch einen ersten großen Kunden gewinnen.
Seine Pellets bestehen aus Gras. Sie werden bei der Herstellung von Papier und Kartons beigemischt und reduzieren den Einsatz von Holz. D’Agnone verwendet am liebsten die griffige Bezeichnung „Graspapier“. Das hellbraun-hellgrüne Material besteht zu 40 Prozent aus getrocknetem Gras und zu 60 Prozent aus Holz-Frischfasern. Der Kölner Lebensmittelhändler Rewe nutzt es seit kurzem als Verpackungsschale für Bio-Äpfel. „Mit Papier aus Gras betreten wir völliges Neuland in der Branche“, sagt Dirk Heim, bei Rewe für das Thema Nachhaltigkeit verantwortlich. Als Vorteil nennt die Supermarktkette „eine vergleichsweise gute Öko-Bilanz“. Gras sei nicht nur ein schnell nachwachsender Rohstoff. Bei der Verarbeitung zu Graspellets würden zudem weniger Wasser und Energie benötigt als bei der Herstellung von Frischfaser oder Altpapier.
„Ich bin ein Tüftler“, beschreibt sich der 53 Jahre alte D’Agnone. In einer großen Druckerei ließ er sich einst zum Industriekaufmann ausbilden, hielt es aber nicht lange im Angestelltenverhältnis aus. Im Alter von 28 Jahren zog er mit selbstentwickelten Werbemitteln eine eigene Firma auf. In Hennef nahe Bonn stellt D’Agnone mit 15 festangestellten Mitarbeitern Saatgut-Karten für Kunden wie Danone, DM-Markt oder Greenpeace her. Dabei werden Pflanzensamen in biologisch abbaubares Papier eingearbeitet, das dann eingepflanzt werden kann. Zum Sortiment gehören auch Saatgut-Becher, aus denen ein Mini-Kräutergarten wächst.
Vorbehalte der Papierfabriken
Jedes Jahr versuche er ein neues Produkt herauszubringen, sagt D’Agnone. „Am meisten beschäftigt mich dabei das Thema Nachhaltigkeit.“ Mit seiner hemdsärmeligen Art machte er sich vor gut fünf Jahren auf die Suche nach einem alternativen Faserstoff für die Papierherstellung und stieß auf Gras. Die ersten Schritte unternahm D’Agnone selbst: Er zerkleinerte Gras und mischte es mit Zellstoff. Bei einem benachbarten Papiermacher entstand manuell auf einem Papierschöpfsieb der erste Bogen Graspapier. Bis heute hat er einen Ehrenplatz im Büro.
Bei einer Papierfabrik in der Eifel folgte der erste Versuch auf einer kleinen Papiermaschine. Nach dem erfolgreichen Test bewilligte die Deutsche Bundesstiftung Umwelt eine Förderung für das Projekt. Auf einer Anlage der Papiertechnischen Stiftung in der Nähe von Dresden wurden verschiedene Rezepturen erprobt, bei der Aufbereitung der Grasfaser half die Universität Bonn. Zur Finanzierung des Vorhabens nahm D’Agnone einen stillen Teilhaber mit in seine Ende 2012 gegründete Creapaper GmbH auf.