Gründerserie : Der Kunde soll leuchten
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Karl Lang und Lars Backhaus (rechts) Bild: Edgar Schoepal
Messen werden für Hersteller immer wichtiger. Mit den Ständen aufzufallen wird deutlich schwerer - und teurer. Zwei Gründer aus dem Rheinland hatten dazu eine Idee: Textilwände, die von hinten leuchten.
Schon bei der Anfahrt zur Pixlip GmbH in Langenfeld entsteht ein erster Eindruck von der Tätigkeit des Unternehmens. Der knallbunte Firmensitz an der Bundesstraße Richtung Düsseldorf ist nicht zu übersehen: Großflächige Fassadenelemente aus bedruckten, witterungsbeständigen Textilien hüllen das Gebäude ein. Lediglich die umlaufende Fensterfront im ersten Stock blieb ausgespart. Für Aufmerksamkeit sorgt die Pixlip-Zentrale besonders im Dunkeln, wenn Hunderte Leuchtdioden (LED) die Fassade von innen heraus erstrahlen lassen.
„Unsere Kompetenz ist die Flächenbeleuchtung“, sagen die Pixlip-Gründer Lars Backhaus und Karl Lang. Im Fokus der beiden 44 und 46 Jahre alten Produktdesigner steht besonders der Messebau. Gemeinsam haben sie ein modulares System aus Alurahmen entwickelt, vor die bedruckte Textilien mit Werbebotschaften, Firmenlogos oder anderen Motiven gespannt werden. Mit diesem Produkt ging Pixlip 2008 an den Start. Seit die Rahmen im Jahr 2011 um die seitliche LED-Beleuchtung ergänzt wurden, wächst das Geschäft jährlich um rund 40 Prozent.
Dabei erfolgte der Verkauf bisher ausschließlich online. Erst jetzt werden die ersten Vertriebler für den Außendienst eingestellt. Mit dem System können komplette (kleinere) Messestände entstehen sowie Komponenten für große Messeauftritte, etwa leuchtende Deckenringe, die über dem Stand schweben. Viermal ist das ursprünglich in Düsseldorf gegründete Unternehmen bereits in größere Räumlichkeiten umgezogen, residiert nun schon seit 2009 in Langenfeld. Hier erfolgt auch die Bearbeitung der Aluprofile, während die Textilien bei einem Gemeinschaftsunternehmen in Slowenien bedruckt werden. Zur Pixlip-Belegschaft zählen mittlerweile 35 Mitarbeiter, der Umsatz beläuft sich auf einen niedrigen zweistelligen Millionenbetrag. Erworben wird das System von Messebauern wie Schendel & Pawlacyk (Münster) oder Eventagenturen wie Simple (Köln) oder Raumtechnik (Stuttgart), die es dann im Auftrag ihrer Kunden einsetzen.
Karl Lagerfeld präsentierte schon auf den Leuchtrahmen seine Fotografien
Mit Hilfe von Pixlip-Produkten auf Messen inszeniert haben sich den Gründern zufolge schon Unternehmen aus dem Automobilbau, dem Maschinenbau, der Telekommunikation und der Softwareindustrie. Ein ganz besonderes Projekt fand im vergangenen Jahr im Palazzo Pitti statt: Auf den Leuchtrahmen aus Langenfeld präsentierte Modedesigner Karl Lagerfeld seine Fotografien. Als Vorteil gegenüber konventionellen Messeständen führt Lang zum einen den schnelleren Aufbau und damit die Kostenersparnis an. „Unser System steht in einem Drittel der Zeit“, behauptet er. Wichtig ist ihm aber vor allem, dass die Stände wiederverwendet werden können: Nach Messeende werden die Alurahmen wieder auseinandergenommen und bis zum nächsten Auftritt verstaut, die Textilien werden klein zusammengerollt. Während viele Messestände abgerissen würden und für erheblichen Müll sorgten, bleibe hier der Abfall aus, sagt Backhaus. Dank der Leuchtrahmen könnten sich Unternehmen auch auf kleineren Messen rund um den Globus mit überschaubarem Budget markengetreu präsentieren.
Den eigenen Marktanteil im deutschen Messebau - führend sind Uniplan, Ambrosius, Display und Mac Messe- und Ausstellungscenter - schätzen die beiden auf weniger als ein Prozent. „Wir kratzen noch an der Oberfläche.“ Das Potential für solche Lösungen scheint unterdessen vielversprechend, sind doch mit ähnlichen Ansätzen unter anderen DCP Werkstatt für Werbung (Gütersloh), Octanorm (Filderstadt), HMS Easy Stretch (Heilbronn) und Syma (Hilden) unterwegs. Auch im Hinblick auf Messeauftritte nehme das Streben nach Nachhaltigkeit zu, berichtet der Kommunikationsverband Famab, der Messebauer wie auch Eventagenturen vertritt. „Bei dem Thema gibt es derzeit viel Bewegung“, stellt eine Sprecherin fest. Anfang Februar veranstaltete der Verband erstmals einen Sustainability Summit, der sich unter anderem mit der umweltfreundlichen Umsetzung von Veranstaltungen und Messen befasste und künftig jährlich stattfinden soll. Für den Auftritt des Verbands auf der seit Sonntag laufenden Euroshop, der Messe für Laden- und Messebau sowie Handelstechnologien in Düsseldorf, liefert Pixlip den Stand.
Das Geschäft mit leuchtenden Fassaden ist noch jung
Die Langenfelder nutzen das Düsseldorfer Branchentreffen auch, um ihre neueste Geschäftsidee vorzustellen. „Pixlip go“ nennt sich ein neuartiger Leuchtrahmen, der dank einer Kunststoffkonstruktion leichter zu transportieren ist als die Aluprofile. Gedacht ist er etwa als Präsentationsfläche für Redner auf großen Kongressen oder für Vertriebsmitarbeiter, die ihre kleinen Stände nur für kurze Zeit auf Flughäfen oder an Bahnhöfen aufbauen. Überhaupt haben Backhaus und Lang eine Menge Ideen. Sie hätten „Bock auf Innovation“, sagen sie von sich. Auf den Markt kommen sollen auch die in Schwarzweißmustern leuchtenden Schreibtische und Trennwände, die für die eigenen Büros entworfen wurden. Den Vertrieb von Deckenleuchtkästen für Arztpraxen oder den Ladenbau nehmen die Geschäftsführer ebenfalls in den Fokus. Forciert werden soll außerdem das noch recht junge Geschäft mit den leuchtenden Fassaden.
Ausgestattet wurden damit bisher ein Outletcenter und ein Möbelhaus - und eben der eigene Firmensitz. Für ihren Standort Langenfeld sind die Unternehmer übrigens voll des Lobes. „Die Behörden geben hier richtig Gas und haben uns die Ansiedlung leichtgemacht.“ So sei die Genehmigung für die außergewöhnliche Fassadengestaltung innerhalb von nur drei Wochen erteilt worden, was ihren aus Düsseldorf kommenden Architekten überaus erstaunt habe.