Der Corona-Bonus im Abitur
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Mit großem Abstand: Abitur in Kiel unter Corona-Bedingungen Bild: dpa
Trotz des pandemiebedingten Distanzunterrichts gab es selten so viele gute Noten im Abitur. Mögliche Probleme werden verschleiert. Das wird nicht ohne Folgen bleiben. Ein Gastbeitrag.
Wegen der Corona-Pandemie blieben die Schulen in Deutschland im Frühjahr 2020 und Winter 2020/21 insgesamt 105 Tage ganz und bis zu 170 Tagen teilweise geschlossen – länger als in anderen Ländern. Der zumindest anfangs wenig effektive Distanzunterricht vermochte nicht zu kompensieren, dass Schule als Lernort und sozialer Raum wegfiel. So kam es bei den betroffenen Schülerinnen und Schülern neben psychischen Belastungen und Bewegungsmangel zu Lernrückständen, deren Ausmaß bisher allenfalls ansatzweise ermittelt wurde. Manche Autoren wollen auch langfristige Nachteile im späteren Berufsleben nicht ausschließen.
Einige Bildungsökonomen glauben sogar schon zu wissen, dass den von den Schulschließungen Betroffenen ein lebenslanger Einkommensverlust von 4,5 Prozent droht. Sie schließen das aus einer fragwürdigen Studie zu den Auswirkungen der Kurzschuljahre von 1966/67, in der eine zufällige statistische Korrelation als kausaler Zusammenhang fehlgedeutet wurde. Jedoch hat es damals weder gesonderte Besoldungstabellen und Tarifverträge für Absolventen der Kurzschuljahre gegeben, noch sind solche für die von der Pandemie betroffene Schülergeneration zu erwarten. Als Indikatoren für die Folgen der coronabedingten Schulschließungen verdienen hingegen die Abschlussquoten am Ende der Sekundarstufe II und die dabei erzielten Noten erhöhte Beachtung.
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