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Pisa-Studie : Wenig Digitalbildung für Lehrer

  • -Aktualisiert am

Zum Zeitpunkt der Pisa-Erhebung 2018 hatten in Deutschland nur 33 Prozent der Schüler Zugang zu einer Online-Lernplattform. Bild: dpa

Digital hinken viele Lehrer hinterher. Aber es gibt Anzeichen dafür, dass sich das Bild in der restlichen Bevölkerung verbessert.

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          Nicht erst seit der Corona-Krise wird unsere Gesellschaft in allen Bereichen digitaler. Mit Blick auf Deutschlands Lehrer gab es diese Woche allerdings eine schlechte Nachricht, was digitale Kompetenzen betrifft: Eine Sonderauswertung der jüngsten Pisa-Studie kam zu dem Ergebnis, dass die Pädagogen hierzulande nur selten die Möglichkeit haben, sich im digitalen Bereich fortzubilden. Diese Einschätzung beruht auf der Befragung von 223 Schulleitern und -leiterinnen an allgemeinbildenden Schulen.

          Nadine Bös
          Redakteurin in der Wirtschaft, zuständig für „Beruf und Chance“.

          Nur rund 40 Prozent der Schüler besuchten demnach im Jahr 2018 Einrichtungen, deren Leitungen der Meinung waren, es stünden entsprechende Möglichkeiten zur Lehrerweiterbildung zur Verfügung. Schulen in Asien, zum Beispiel in Singapur, waren mit 90 Prozent nach Einschätzung ihrer Schulleitungen deutlich besser aufgestellt.

          Es gibt aber auch eine gute Nachricht: Während Lehrer in ihren digitalen Fähigkeiten häufig noch zurückhängen, gibt es Anzeichen dafür, dass sich das Bild in der restlichen Bevölkerung verbessert. Das Karrierenetzwerk Linkedin hat zum Beispiel die Digitalkompetenzen untersucht, die seine Mitglieder in ihren Profilen angeben. Daraus erstellte das Netzwerk einen Ländervergleich, dessen Ergebnisse der F.A.Z. exklusiv vorliegen.

          Künstlicher Intelligenz, Big Data oder Cloud Computing im Fokus

          Deutschland ist dabei das einzige von elf untersuchten Ländern, in dem die Digitalkompetenzen seit vier Jahren kontinuierlich wachsen. Zwischen den Jahren 2016 und 2019 schob sich Deutschland in der Rangliste deshalb an Australien und den Niederlanden vorbei auf Rang 6. Großbritannien, Frankreich, Italien und Spanien liegen noch vor Deutschland – sowie die Vereinigten Staaten, welche die Rangliste mit weitem Abstand anführen. Dies könnte allerdings zum Teil daran liegen, dass Linkedin in Amerika deutlich verbreiteter ist als hierzulande und es dort auch üblicher ist, spezielle Fähigkeiten im eigenen Profil gesondert zu bewerben.

          Unter den Digitalfähigkeiten haben in Deutschland insbesondere solche zugenommen, die mit neuen Technologien wie Künstlicher Intelligenz, Big Data oder Cloud Computing zu tun haben. Interessant ist, dass es durch Corona in diesem Jahr bislang noch nicht zu einer sichtbaren Zunahme der Kompetenzen kam. Das ist allerdings auch in den anderen zehn untersuchten Ländern so – insofern kann es auch daran liegen, dass viele Menschen in der Krise schlicht ihr Linkedin-Profil noch nicht aktualisiert haben.

          Ob die Digitalkompetenzen der heranwachsenden Generation in Deutschland in der Corona-Krise gestärkt werden können, bleibt hingegen abzuwarten. Zum Zeitpunkt der Pisa-Erhebung 2018 hatten jedenfalls in Deutschland nur 33 Prozent der Schüler Zugang zu einer Online-Lernplattform; im OECD-Schnitt waren es mehr als 54 Prozent. Deutschland landete damit in der Schlussgruppe.

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