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Große regionale Unterschiede : Wo die Wirtschaft lahmt, lahmt auch die Weiterbildung

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Regelrecht abgehängt sind Menschen in ökonomisch schwachen Regionen Deutschlands, wenn es um die berufliche Weiterbildung geht. Besonders schlimm ist es bei Geringqualifizierten. Das lebenslange Lernen ist längst nicht überall angekommen.

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          Ob jemand im Emsland wohnt oder in Baden-Württemberg - das macht nicht nur hinsichtlich der Immobilienpreise einen großen Unterschied. Die unterschiedliche Wirtschaftskraft der Regionen Deutschlands spiegelt sich auch bei der Nutzung beruflicher Weiterbidlungsangebote wieder. Wo die Ökonomie boomt, da investieren die Menschen auch viel häufiger per Weiterbildung in ihr berufliches Fortkommen - oder ihre Arbeitgeber investieren in sie.

          Wo die Ökonomie lahmt, bleiben dagegen mehr und mehr Menschen hinsichtlich der Weiterbildungsteilhabe außen vor. Ganz besonders die Geringqualifizierten werden regelrecht abgehängt. Das hat nun die Bertelsmann-Stiftung in einer aktuellen Studie anhand von Zahlen aus dem Mikrozensus berechnet. Erstmals analysieren die Wissenschaftler nicht nur die Weiterbildungsquoten für die einzelnen Bundesländer, sondern auch für fast 100 Regionen in Deutschland.

          Bildungsforscher sagen es schon lange: Den einen Beruf fürs Leben gibt es nicht mehr. Die meisten Karrieren heutzutage zeichnen sich durch Wechsel aus - teilweise sind das radikale Veränderungen. Die funktionieren meist nicht ohne Weiterbildung. Aber selbst wenn die Menschen in ihrem Job verharren, verändern sich die Stellen so häufig, dass Weiterbildungen nötig werden. „Lebenslanges Lernen ist eine Grundvoraussetzung für beruflichen Erfolg und gesellschaftliche Teilhabe“, so formuliert es die Bertelsmann-Stiftung.

          Hessen mit höchster Weiterbildungsquote

          Genutzt werden Weiterbildungsmaßnahmen trotzdem nur stellenweise. Zwar bildet sich jeder siebte Deutsche ab 25 Jahren mindestens einmal im Jahr beruflich fort. Das sind 13,5 Prozent. Während aber im Emsland nur 6 Prozent der Menschen dieses Angebot nutzen, sind es rund um Würzburg mit 19 Prozent mehr als dreimal so viele. Die höchsten Werte finden sich nach Würzburg rund um Ingolstadt (18,7 Prozent) und Augsburg (18,1 Prozent). Schlusslichter sind neben dem Emsland Aachen mit 6,5 Prozent und Ost-Friesland mit 7,6 Prozent.

          Bei Geringqualifizierten liegt die Weiterbildungsquote deutlich niedriger als bei höher qualifizierten Menschen. Personen mit Ausbildungs- oder Hochschulabschluss haben mit 22,5 Prozent eine dreimal so hohe Quote bei der Weiterbildung wie Menschen ohne Abschluss mit 6,7 Prozent. Und auch hier gibt es große regionale Unterschiede. „Die Weiterbildungs-Chancen sind in Deutschland ungleich verteilt. Gerade die Geringqualifizierten, die am meisten profitieren könnten, haben zu geringe Weiterbildungschancen“, sagt Jörg Dräger Vorstandsmitglied der Bertelsmann-Stiftung.

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          Beim Blick auf die Bundesländer sind die Sprünge nicht so groß. An der Spitze bei der Weiterbildung steht Hessen mit 16 Prozent. Dann folgen Baden-Württemberg (15,7) und Bayern (14,8 Prozent). Abgehängt sind dagegen das Saarland (11,3 Prozent), Sachsen-Anhalt (11,6 Prozent) und Sachsen (11,9 Prozent).

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