Neue Studie : Akademiker hängen an traditionellen Rollen
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Verschwendete Talente: Noch sehr oft verbringen weibliche Hochschulabsolventen mehr Zeit mit Kind und Kochtopf als ihre (Ehe)partner. Bild: dpa
Von wegen modernes Rollenverständnis von Hochschulabsolventen: Kinderlose Akademiker arbeiten selten in Teilzeit, egal ob Mann oder Frau. Das ändert sich radikal, wenn sie Familie haben - auf Kosten weiblicher Karrieren.
Hochschulabsolventen sind mit Blick auf die Rollenaufteilung in der Familie noch immer überraschend konservativ. In Akademikerfamilien mit Kindern beenden viel öfter die Frauen nach der Babypause ihre Vollzeit-Berufstätigkeit als die Männer. Auch nehmen Frauen insgesamt längere Erziehungs-Auszeiten als ihre (Ehe)partner.
Das ist das Ergebnis einer Langzeitstudie des Deutschen Instituts für Hochschulforschung (DZHW), das früher unter dem Namen „HIS“ firmierte. Für ihre Untersuchung befragten die Forscher Hochschulabsolventen des Jahrgangs 2001 in drei Schritten, nämlich ein, fünf und zehn Jahre nach ihrem Abschluss. Themen waren Karriereverläufe, Familiengründung und die Aufteilung der Familienarbeit.
Das Ergebnis: Ein Jahr nach dem Hochschulabschluss arbeiteten nur sehr wenige Akademiker in Teilzeit; der Unterschied zwischen Frauen und Männern war gering: Unter den Frauen gingen fünf Prozent einer Teilzeitbeschäftigung nach, unter den Männern waren es zwei Prozent. Gleichzeitig hatten unmittelbar nach dem Abschluss nur sehr wenige der Befragten Kinder (sieben Prozent). Das änderte sich schnell: Je länger der Uniabschluss zurücklag, desto mehr Studienteilnehmer entschieden sich zur Familiengründung; nach zehn Jahren hatten 60 Prozent der Befragten Kinder. Und: Schon fünf Jahre nach dem Abschluss zeigte sich ein völlig anderes Bild mit Blick auf die Teilzeitarbeit. Bei den Frauen hatte sich der Anteil der Teilzeitbeschäftigten auf 13 Prozent erhöht; nach zehn Jahren lag er gar bei fast einem Drittel. Und die Männer? Auch zehn Jahre nach dem Abschluss hatten nur drei Prozent der befragten Männer eine Teilzeitstelle.
Es waren außerdem vor allem die Frauen, die familienbedingte Auszeiten nahmen. Nur 29 Prozent der Väter, aber 90 Prozent der Mütter ließen nach der Geburt ihres ersten Kindes die Beschäftigung ruhen. Das änderte sich etwas nach der Einführung des Elterngeldes im Jahr 2007. Doch die Dauer der Unterbrechung war bei den Männern noch immer viel kürzer als bei den Frauen. Die Mütter unter den Akademikern pausierten im Durchschnitt 17 Monate, die Väter nur vier Monate.
Schlecht für die Frauen: Die Studie zeigte auch, dass vor allem längere Erwerbsunterbrechungen der Karriere von Akademikereltern schaden. Im Vergleich zu ihren kinderlosen Kommilitoninnen oder im Vergleich zu Müttern mit nur kurzen Babypausen erzielten die Mütter mit langen Elternzeiten geringere Einkommen und gelangten seltener in Führungspositionen.